Montag, 11. Juli 2016

Spanischer Bürgerkrieg: Die vergessene Revolution - Zeit - derStandard.at › Wissenschaft

Spanischer Bürgerkrieg: Die vergessene Revolution - Zeit - derStandard.at › Wissenschaft



 Spanischer
Bürgerkrieg: Die vergessene Revolution
AnalyseJens Kastner9. Juli 2016, 13:00
116 Postings
Im Juli jährt sich der Beginn des Bürgerkriegs zum 80. Mal. Er gilt als
Schlüsselereignis des 20. Jahrhunderts

Was haben der Stiller von Max Frisch und Rick, Cafébesitzer aus
Casablanca, gemeinsam? Sie gehören zu den viel besprochenen fiktionalen
Figuren, die neben allem anderen auch noch eines waren: sogenannte
Spanienkämpfer.

Bereits mit seinem Beginn im Juli 1936 gehörte der Spanische Bürgerkrieg
zu einem wichtigen und aus der europäischen Geistesgeschichte nicht
mehr wegzudenkenden Gegenstand von Film, Literatur und bildenden
Künsten. Nicht zuletzt den vielen an Kampfhandlungen beteiligten
KünstlerInnen und Intellektuellen ist es zu verdanken, dass Motive des
Bürgerkriegs zu Motivationen künstlerischer Produktion wurden. Von dem
Hollywoodstreifen mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergman (1942), der im
Dienste der US-amerikanischen Anti-Nazi-Propaganda stand, über die
Identitätsproblematik beim Schweizer Romancier Max Frisch (1954) bis zu
Pablo Picassos "Guernica" (1937) und Hemingways "Wem die Stunde
schlägt": Bezugnahmen auf den Bürgerkrieg finden sich in den
berühmtesten Werken des 20. Jahrhunderts.

Kein Vergleich dazu: die Soziale Revolution. Sie gehört zu dem, was der
französische Soziologe "vergessen gemachte Geschichte" genannt hat. Als
Reaktion auf den Putsch der rechten Generäle brach in weiten Teilen
Kataloniens und Andalusiens eine libertäre Revolution aus,
landwirtschaftliche Betriebe wurden enteignet und kollektiviert,
städtische Fabriken von den ArbeiterInnen übernommen und
gemeinschaftlich geführt. Die schwarz-rote Fahne der
AnarchosyndikalistInnen prägte das Stadtbild von Barcelona. Zum Abschied
grüßte man mit "Saludos" ("Grüße") statt mit "Adios", weil man den
antifaschistischen Kampf auch als einen gegen Gott ("dios") und vor
allem gegen die katholische Kirche begriff.
Sperrzonen des Erinnerns

Auch über solch revolutionären Alltag ist einiges geschrieben worden:
Der Augenzeuge George Orwell befand bekanntlich, dass die Menschen in
den ersten Wochen der Revolution endlich aufgehört hätten, sich wie
Rädchen im kapitalistischen Getriebe zu benehmen. Und der Poptheoretiker
Greil Marcus wertete mehr als fünfzig Jahre später im Rückblick die
radikalen kulturellen Avantgarden des 20. Jahrhunderts (wie die
SituationistInnen) oder auch das Aufkommen von Punk als Effekt der
uneingelösten Versprechen von Barcelona 1936. Auch wenn in Songs von
Punk-, Hardcore- oder Pop-Bands wie Crass, The Ex, Sin Dios oder
Chumbawamba die Spanische Revolution seit den späten 1970er-Jahren immer
wieder gefeiert wurde, an die Popularität des Bürgerkrieges im
kollektiven Gedächtnis kommt sie doch nicht annähernd heran. So ergibt
sich für die Erinnerung an die Revolution das Gleiche, was schon für das
Verhältnis von Revolution und Krieg galt: Gegen Letzteren hat Erstere
keine Chance.

Walther L. Bernecker und Sören Brinkmann bemerken in ihrem Buch über die
Folgen des Spanischen Bürgerkrieges, dass es wegen der starken
Orientierung auf einen demokratischen Konsens im postdiktatorischen
Spanien zu bestimmten "Sperrzonen des Erinnerns" gekommen sei. Als
Beispiel für solche Sperrzonen nennen sie die Schuldfrage oder die Frage
der Monarchie.

Die Revolution ist offenbar dermaßen ab- und aus der Erinnerung
ausgesperrt, dass selbst die beiden Fachhistoriker sie in diesem Kontext
nicht erwähnen. (Den Verlauf der Revolution hingegen würdigen sie
kritisch und ausführlich).

Das kollektive Gedächtnis in Spanien hat sich nach Francos Tod (1975)
hinsichtlich der Jahre 1936-1939 in der Formel der "nationalen Tragödie"
eingerichtet. In dieser Formel aber – der auch Bernecker und Brinkmann
zuzustimmen scheinen – findet die Revolution keinen Platz. Die Rede von
der "nationalen Tragödie" schließt nicht nur Errungenschaften der
Revolution aus, sondern leugnet auch die internationale Dimension der
Ereignisse.

Selbst als im Jahr 2011 die soziale Bewegung der Empörten mit dem
Hashtag #spanishrevolution mobilisierte, war von 1936 nicht die Rede. In
den Verlautbarungen der Demokratiebewegung standen zwar auch
Kapitalismus und Repräsentationspolitiken zur Debatte. Bezugnahmen auf
die libertäre Revolution 75 Jahre zuvor gab es so gut wie gar nicht.

Wenn an revolutionäre Errungenschaften und transnationale Verflechtungen
in Spanien selbst kaum gedacht wird, dann natürlich noch viel weniger
im deutschsprachigen Raum. Angesichts weit folgenreicherer
Interventionen der deutschen Wehrmacht im Anschluss an die Bombardierung
der baskischen Stadt Guernica (1937) durch die "Legion Condor", nahm
der Spanische Bürgerkrieg nie eine wichtige Rolle in der
deutschsprachigen kollektiven Erinnerung ein.

Verlor die nationalsozialistische Beteiligung rückblickend an Gewicht,
kamen die AkteurInnen der Gegenseite kaum dazu, ihre Sicht der Dinge im
kollektiven Gedächtnis zu verankern: Viele deutschsprachige
SpanienkämpferInnen überlebten die nationalsozialistischen
Konzentrationslager nicht. Die überlebenden KommunistInnen wurden in der
DDR zwar gefeiert, auch in Österreich wurden ihre Geschichten dank des
unermüdlichen Engagements einiger ihrer ProtagonistInnen zumindest in
Kreisen von HistorikerInnen und linken AktivistInnen immer wieder
erzählt, im westdeutschen Alltag konnten sich Erfahrungen aus Spanien
mangels ErfahrungsträgerInnen aber nicht etablieren. Etwa 5000
ÖsterreicherInnen und Deutsche hatten in den Internationalen Brigaden
gekämpft, um die 15.000 waren als Teil der "Legion Condor" in Spanien.

Das Wissen über den Bürgerkrieg verblieb in Fachkreisen, selbst
Anspielungen wie die in Casablanca blieben der deutschsprachigen
Öffentlichkeit oft erspart: Der Film war auf Deutsch bis 1975 nur in
einer entpolitisierten, zerstückelten und falsch synchronisierten
Fassung zugänglich: Der Widerstandskämpfer Victor László war bis dahin
der Atomphysiker Victor Larsen, die Figur des Nazi-Majors Strasser hatte
man ganz herausgeschnitten.
Die zentrale Frage

Und was die Revolution betrifft, hatte Walter Haubrich sicher auch 1994
noch recht, als er in der FAZ Abel Paz' große Biografie des Anarchisten
Buenaventura Durruti eine "spannend zu lesende Einführung in einen in
Deutschland vielleicht gar nicht so bekannten Bereich der ideologischen
Diskussion und Geschichte unseres Jahrhunderts" nannte.

Die zentrale Frage, warum die Revolution keinen festen Platz im
kollektiven Gedächtnis hat und bestenfalls in subkulturellen Formen
existiert, ist nicht schwer zu beantworten.

Bernecker und Brinkmann stellen fest, dass der Wunsch, eine Neuauflage
der Konflikte der 1930er-Jahre zu verhindern, in Spanien "beinahe zur
Obsession" wurde. Ein Gedenken, das an Ereignisse jenseits des
parlamentarisch-demokratischen Konsenses gemahnte, musste dieser
Obsession widersprechen. Genau dafür steht aber die von den
AnarchistInnen getragene Revolution. Schon den AnarchistInnen von 1936,
obwohl sie mit der CNT die damals mitgliederstärkste Gewerkschaft der
Welt stellten, waren international isoliert.

Diese Isolierung setzt sich in der Marginalisierung anarchistischer
Positionen heute fort. Wie die damaligen Errungenschaften müssen aber
auch die Erinnerungen verteidigt werden. Das kollektive Gedächtnis ist
ja kein statisches Gebilde, sondern stets in Bewegung und vor allem
permanent umkämpft. Zur Durchsetzung oder auch nur zur Verteidigung von
Erinnerung braucht es Subjekte, die für bestimmte Inhalte eintreten und
gesellschaftliche Bündnisse, die sie mittragen. Eine wirkmächtige
soziale Bewegung, die das Gedenken an die Spanische Revolution gegenüber
jenem an den Bürgerkrieg starkmachen könnte, existiert nicht.

Der Anarchismus in Deutschland und Österreich hat als Massenbewegung den
Nationalsozialismus nicht überlebt. Die libertären Bewegungen der
Nachkriegszeit waren im deutschsprachigen Raum marginalisiert, nicht nur
was ihren Einfluss auf das kollektive Gedächtnis betrifft. (Umso
wichtiger werden die in Sub-, Nischen oder Avantgardekulturen gelegten
Spuren, auch wenn sie nach Greil Marcus so wenig beständig sind wie
"lipstick traces on a cigarette ...") Libertäre Gedanken erlangten erst
im Kontext der Revolte von 1968 wieder größere Bedeutung.

Dieser Bedeutungsgewinn allerdings ging gerade einher mit der
allgemeinen Abkehr der Neuen Linken von einem Revolutionsmodell, das
IndustriearbeiterIn und Bauer/Bäuerin als Subjekte favorisierte. Genau
diese aber hatten Anarchismus und Revolution in Spanien geprägt und
getragen. Die Erinnerung an die Spanische Revolution fand also auch in
den revoltierenden StudentInnen und ArbeiterInnen der 1960er-Jahre keine
ProtagonistInnen.

Und die SpanienkämpferInnen selber? In der DDR galten sie als
Helden/Heldinnen und waren für die antifaschistische Staatsdoktrin
bedeutsam, wichtige Mitglieder des Politbüros (wie etwa Erich Mielke)
waren Spanienkämpfer. Das für sie errichtete Denkmal in
Berlin-Friedrichshain (von Fritz Cremer, 1966/68) verschafft wohl kaum
mehr den Schatten eines Eindrucks davon. Anders als in Westdeutschland
ist auch in Österreich ihr Schicksal bestens dokumentiert und im
Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW) öffentlich
zugänglich. Geprägt von kommunistischen InterbrigadistInnen, blieb das
Bild des Bürgerkrieges aber sowohl in der DDR als auch in Österreich
frei von Erinnerungen an die Revolution. Denn die Internationalen
Brigaden formierten sich erst ab Ende 1936, als die Revolution bereits
zurückgedrängt wurde, und sie waren stark kommunistisch geprägt.
Das (Ver)Schweigen brechen

Die KommunistInnen, nicht zu vergessen, verfolgten im Spanischen
Bürgerkrieg ausdrücklich antirevolutionäre Ziele. Der surrealistische
Dichter Benjamin Péret, der zeitweise in anarchistischen Milizen
kämpfte, kritisierte die im Laufe der ersten Kriegsmonate dominanter
werdenden KommunistInnen schon früh und warnte vor den Stalintreuen.

Im Mai 1937 schossen in Barcelona dann KommunistInnen auf
AnarchistInnen, mittem im antifaschistischen Kampf gegen die
Franco-Truppen. Einem deutschsprachigen Publikum, dem in Zeiten des
Kalten Krieges kaum die historische Tatsache des Bürgerkriegs zugemutet
wurde, auch noch den linken "Genossenmord" zu erklären, erscheint
undenkbar.

Verschwiegen wurde also nicht nur die Revolution, sondern auch die
mörderische Politik der stalinistischen KommunistInnen, der u. a. viele
AnarchistInnen zum Opfer fielen. Um das (Ver-)Schweigen zu brechen,
fehlte es eben an sozialen Kräften, die daran ein Interesse hätten haben
können – auch innerhalb der radikalen Linken.

Als Beitrag im Kampf um die Erinnerung kann diesbezüglich auch das
Vorwort gelten, das der konkret-Herausgeber Hermann L. Gremliza 1986 für
das Buch des Spanienkämpfers Fritz Teppich verfasst hatte (und das 1996
unverändert wiederaufgelegt wurde). Hinsichtlich der Kritik am
kommunistischen Vorgehen im revolutionären Spanien meint Gremliza, sie
zielte darauf, "eine real mögliche Befreiung von jener
Mehrwertegemeinschaft zu verhindern, in deren Dienst der s. g.
freiheitliche, demokratische oder libertäre Sozialismus steht." Es
genügt freilich ein Blick auf die historischen Quellen, um zu belegen,
dass gerade nicht der libertäre Sozialismus, sondern die Politik der
KommunistInnen explizit antirevolutionär war. Dass kommunistische
Propagandalügen wie diese vom Herausgeber der größten linken
Monatszeitung in Deutschland verbreitet werden, macht nur ein weiteres
Mal die Defensive deutlich, in der anarchistische Geschichtsschreibung
sich befindet.
Aufgabe für die Forschung

Das kollektive Gedächtnis kommt nicht allein in Filmen oder Büchern zum
Ausdruck, sondern auch im Alltag. Im Gegensatz zu jenen lässt sich
dieser aber weder nach BesucherInnenzahlen oder Auflagenstärke abfragen
und so wie Hans-Magnus Enzensbergers Buch Der kurze Sommer der Anarchie
(1972) oder der Film Land and Freedom (1995) von Ken Loach als
vergleichsweise libertäre Erfolge verbuchen. Danach zu suchen wäre
demnach eine Aufgabe für die Kultur- und Sozialforschung, die auch an
emanzipatorischen politischen Alternativen interessiert ist. Denn
letztlich, schrieb schon Maurice Halbwachs 1925 in Das Gedächtnis und
seine sozialen Bedingungen, gibt es "keine soziale Idee, die nicht
zugleich eine Erinnerung der Gesellschaft wäre."

Die meisten der von der Historikerin Vera Bianchi beschriebenen,
alltäglichen Errungenschaften der Mujeres Libres – mit rund 20.000
Mitgliedern sicherlich eine der größten feministischen Organisationen
aller Zeiten – fielen wohl der Franco-Diktatur zum Opfer. Dass die erste
Ministerin auf europäischem Boden seit der Pariser Kommune 1871, mit
Federica Montseny paradoxerweise ausgerechnet eine Anarchistin, oder die
erste gesetzliche Legitimierung der Abtreibung (in Katalonien) spätere
feministische Kämpfe beflügelt haben, ist zwar anzunehmen, lässt sich
aber kaum belegen.

Anders die Erfolge der revolutionären Alphabetisierungskampagnen: Sie
wieder rückgängig zu machen hätte selbst – wie der Hispanist Martin
Baxmeyer betont – die blutigste Diktatur nicht geschafft. Zwar haben es
die frisch Alphabetisierten im Laufe des Bürgerkriegs zu einer
historisch einmaligen Versproduktion gebracht. Um in Film und Fernsehen
repräsentiert zu werden, hat es aber nicht gereicht. Mit solchen Leuten
hatten Typen wie Stiller oder Rick Blaine wohl auch zu wenig Kontakt, um
von ihnen zu erzählen. (Jens Kastner, 9.7.2016)

Jens Kastner ist Soziologe und Kunsthistoriker und lehrt an der Akademie
der bildenden Künste Wien. Er forscht und schreibt. -
derstandard.at/2000040710416/Spanischer-Buergerkrieg-Die-vergessene-Revolution


 Spanischer
Bürgerkrieg: Die vergessene Revolution
AnalyseJens Kastner9. Juli 2016, 13:00
116 Postings
Im Juli jährt sich der Beginn des Bürgerkriegs zum 80. Mal. Er gilt als
Schlüsselereignis des 20. Jahrhunderts

Was haben der Stiller von Max Frisch und Rick, Cafébesitzer aus
Casablanca, gemeinsam? Sie gehören zu den viel besprochenen fiktionalen
Figuren, die neben allem anderen auch noch eines waren: sogenannte
Spanienkämpfer.

Bereits mit seinem Beginn im Juli 1936 gehörte der Spanische Bürgerkrieg
zu einem wichtigen und aus der europäischen Geistesgeschichte nicht
mehr wegzudenkenden Gegenstand von Film, Literatur und bildenden
Künsten. Nicht zuletzt den vielen an Kampfhandlungen beteiligten
KünstlerInnen und Intellektuellen ist es zu verdanken, dass Motive des
Bürgerkriegs zu Motivationen künstlerischer Produktion wurden. Von dem
Hollywoodstreifen mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergman (1942), der im
Dienste der US-amerikanischen Anti-Nazi-Propaganda stand, über die
Identitätsproblematik beim Schweizer Romancier Max Frisch (1954) bis zu
Pablo Picassos "Guernica" (1937) und Hemingways "Wem die Stunde
schlägt": Bezugnahmen auf den Bürgerkrieg finden sich in den
berühmtesten Werken des 20. Jahrhunderts.

Kein Vergleich dazu: die Soziale Revolution. Sie gehört zu dem, was der
französische Soziologe "vergessen gemachte Geschichte" genannt hat. Als
Reaktion auf den Putsch der rechten Generäle brach in weiten Teilen
Kataloniens und Andalusiens eine libertäre Revolution aus,
landwirtschaftliche Betriebe wurden enteignet und kollektiviert,
städtische Fabriken von den ArbeiterInnen übernommen und
gemeinschaftlich geführt. Die schwarz-rote Fahne der
AnarchosyndikalistInnen prägte das Stadtbild von Barcelona. Zum Abschied
grüßte man mit "Saludos" ("Grüße") statt mit "Adios", weil man den
antifaschistischen Kampf auch als einen gegen Gott ("dios") und vor
allem gegen die katholische Kirche begriff.
Sperrzonen des Erinnerns

Auch über solch revolutionären Alltag ist einiges geschrieben worden:
Der Augenzeuge George Orwell befand bekanntlich, dass die Menschen in
den ersten Wochen der Revolution endlich aufgehört hätten, sich wie
Rädchen im kapitalistischen Getriebe zu benehmen. Und der Poptheoretiker
Greil Marcus wertete mehr als fünfzig Jahre später im Rückblick die
radikalen kulturellen Avantgarden des 20. Jahrhunderts (wie die
SituationistInnen) oder auch das Aufkommen von Punk als Effekt der
uneingelösten Versprechen von Barcelona 1936. Auch wenn in Songs von
Punk-, Hardcore- oder Pop-Bands wie Crass, The Ex, Sin Dios oder
Chumbawamba die Spanische Revolution seit den späten 1970er-Jahren immer
wieder gefeiert wurde, an die Popularität des Bürgerkrieges im
kollektiven Gedächtnis kommt sie doch nicht annähernd heran. So ergibt
sich für die Erinnerung an die Revolution das Gleiche, was schon für das
Verhältnis von Revolution und Krieg galt: Gegen Letzteren hat Erstere
keine Chance.

Walther L. Bernecker und Sören Brinkmann bemerken in ihrem Buch über die
Folgen des Spanischen Bürgerkrieges, dass es wegen der starken
Orientierung auf einen demokratischen Konsens im postdiktatorischen
Spanien zu bestimmten "Sperrzonen des Erinnerns" gekommen sei. Als
Beispiel für solche Sperrzonen nennen sie die Schuldfrage oder die Frage
der Monarchie.

Die Revolution ist offenbar dermaßen ab- und aus der Erinnerung
ausgesperrt, dass selbst die beiden Fachhistoriker sie in diesem Kontext
nicht erwähnen. (Den Verlauf der Revolution hingegen würdigen sie
kritisch und ausführlich).

Das kollektive Gedächtnis in Spanien hat sich nach Francos Tod (1975)
hinsichtlich der Jahre 1936-1939 in der Formel der "nationalen Tragödie"
eingerichtet. In dieser Formel aber – der auch Bernecker und Brinkmann
zuzustimmen scheinen – findet die Revolution keinen Platz. Die Rede von
der "nationalen Tragödie" schließt nicht nur Errungenschaften der
Revolution aus, sondern leugnet auch die internationale Dimension der
Ereignisse.

Selbst als im Jahr 2011 die soziale Bewegung der Empörten mit dem
Hashtag #spanishrevolution mobilisierte, war von 1936 nicht die Rede. In
den Verlautbarungen der Demokratiebewegung standen zwar auch
Kapitalismus und Repräsentationspolitiken zur Debatte. Bezugnahmen auf
die libertäre Revolution 75 Jahre zuvor gab es so gut wie gar nicht.

Wenn an revolutionäre Errungenschaften und transnationale Verflechtungen
in Spanien selbst kaum gedacht wird, dann natürlich noch viel weniger
im deutschsprachigen Raum. Angesichts weit folgenreicherer
Interventionen der deutschen Wehrmacht im Anschluss an die Bombardierung
der baskischen Stadt Guernica (1937) durch die "Legion Condor", nahm
der Spanische Bürgerkrieg nie eine wichtige Rolle in der
deutschsprachigen kollektiven Erinnerung ein.

Verlor die nationalsozialistische Beteiligung rückblickend an Gewicht,
kamen die AkteurInnen der Gegenseite kaum dazu, ihre Sicht der Dinge im
kollektiven Gedächtnis zu verankern: Viele deutschsprachige
SpanienkämpferInnen überlebten die nationalsozialistischen
Konzentrationslager nicht. Die überlebenden KommunistInnen wurden in der
DDR zwar gefeiert, auch in Österreich wurden ihre Geschichten dank des
unermüdlichen Engagements einiger ihrer ProtagonistInnen zumindest in
Kreisen von HistorikerInnen und linken AktivistInnen immer wieder
erzählt, im westdeutschen Alltag konnten sich Erfahrungen aus Spanien
mangels ErfahrungsträgerInnen aber nicht etablieren. Etwa 5000
ÖsterreicherInnen und Deutsche hatten in den Internationalen Brigaden
gekämpft, um die 15.000 waren als Teil der "Legion Condor" in Spanien.

Das Wissen über den Bürgerkrieg verblieb in Fachkreisen, selbst
Anspielungen wie die in Casablanca blieben der deutschsprachigen
Öffentlichkeit oft erspart: Der Film war auf Deutsch bis 1975 nur in
einer entpolitisierten, zerstückelten und falsch synchronisierten
Fassung zugänglich: Der Widerstandskämpfer Victor László war bis dahin
der Atomphysiker Victor Larsen, die Figur des Nazi-Majors Strasser hatte
man ganz herausgeschnitten.
Die zentrale Frage

Und was die Revolution betrifft, hatte Walter Haubrich sicher auch 1994
noch recht, als er in der FAZ Abel Paz' große Biografie des Anarchisten
Buenaventura Durruti eine "spannend zu lesende Einführung in einen in
Deutschland vielleicht gar nicht so bekannten Bereich der ideologischen
Diskussion und Geschichte unseres Jahrhunderts" nannte.

Die zentrale Frage, warum die Revolution keinen festen Platz im
kollektiven Gedächtnis hat und bestenfalls in subkulturellen Formen
existiert, ist nicht schwer zu beantworten.

Bernecker und Brinkmann stellen fest, dass der Wunsch, eine Neuauflage
der Konflikte der 1930er-Jahre zu verhindern, in Spanien "beinahe zur
Obsession" wurde. Ein Gedenken, das an Ereignisse jenseits des
parlamentarisch-demokratischen Konsenses gemahnte, musste dieser
Obsession widersprechen. Genau dafür steht aber die von den
AnarchistInnen getragene Revolution. Schon den AnarchistInnen von 1936,
obwohl sie mit der CNT die damals mitgliederstärkste Gewerkschaft der
Welt stellten, waren international isoliert.

Diese Isolierung setzt sich in der Marginalisierung anarchistischer
Positionen heute fort. Wie die damaligen Errungenschaften müssen aber
auch die Erinnerungen verteidigt werden. Das kollektive Gedächtnis ist
ja kein statisches Gebilde, sondern stets in Bewegung und vor allem
permanent umkämpft. Zur Durchsetzung oder auch nur zur Verteidigung von
Erinnerung braucht es Subjekte, die für bestimmte Inhalte eintreten und
gesellschaftliche Bündnisse, die sie mittragen. Eine wirkmächtige
soziale Bewegung, die das Gedenken an die Spanische Revolution gegenüber
jenem an den Bürgerkrieg starkmachen könnte, existiert nicht.

Der Anarchismus in Deutschland und Österreich hat als Massenbewegung den
Nationalsozialismus nicht überlebt. Die libertären Bewegungen der
Nachkriegszeit waren im deutschsprachigen Raum marginalisiert, nicht nur
was ihren Einfluss auf das kollektive Gedächtnis betrifft. (Umso
wichtiger werden die in Sub-, Nischen oder Avantgardekulturen gelegten
Spuren, auch wenn sie nach Greil Marcus so wenig beständig sind wie
"lipstick traces on a cigarette ...") Libertäre Gedanken erlangten erst
im Kontext der Revolte von 1968 wieder größere Bedeutung.

Dieser Bedeutungsgewinn allerdings ging gerade einher mit der
allgemeinen Abkehr der Neuen Linken von einem Revolutionsmodell, das
IndustriearbeiterIn und Bauer/Bäuerin als Subjekte favorisierte. Genau
diese aber hatten Anarchismus und Revolution in Spanien geprägt und
getragen. Die Erinnerung an die Spanische Revolution fand also auch in
den revoltierenden StudentInnen und ArbeiterInnen der 1960er-Jahre keine
ProtagonistInnen.

Und die SpanienkämpferInnen selber? In der DDR galten sie als
Helden/Heldinnen und waren für die antifaschistische Staatsdoktrin
bedeutsam, wichtige Mitglieder des Politbüros (wie etwa Erich Mielke)
waren Spanienkämpfer. Das für sie errichtete Denkmal in
Berlin-Friedrichshain (von Fritz Cremer, 1966/68) verschafft wohl kaum
mehr den Schatten eines Eindrucks davon. Anders als in Westdeutschland
ist auch in Österreich ihr Schicksal bestens dokumentiert und im
Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW) öffentlich
zugänglich. Geprägt von kommunistischen InterbrigadistInnen, blieb das
Bild des Bürgerkrieges aber sowohl in der DDR als auch in Österreich
frei von Erinnerungen an die Revolution. Denn die Internationalen
Brigaden formierten sich erst ab Ende 1936, als die Revolution bereits
zurückgedrängt wurde, und sie waren stark kommunistisch geprägt.
Das (Ver)Schweigen brechen

Die KommunistInnen, nicht zu vergessen, verfolgten im Spanischen
Bürgerkrieg ausdrücklich antirevolutionäre Ziele. Der surrealistische
Dichter Benjamin Péret, der zeitweise in anarchistischen Milizen
kämpfte, kritisierte die im Laufe der ersten Kriegsmonate dominanter
werdenden KommunistInnen schon früh und warnte vor den Stalintreuen.

Im Mai 1937 schossen in Barcelona dann KommunistInnen auf
AnarchistInnen, mittem im antifaschistischen Kampf gegen die
Franco-Truppen. Einem deutschsprachigen Publikum, dem in Zeiten des
Kalten Krieges kaum die historische Tatsache des Bürgerkriegs zugemutet
wurde, auch noch den linken "Genossenmord" zu erklären, erscheint
undenkbar.

Verschwiegen wurde also nicht nur die Revolution, sondern auch die
mörderische Politik der stalinistischen KommunistInnen, der u. a. viele
AnarchistInnen zum Opfer fielen. Um das (Ver-)Schweigen zu brechen,
fehlte es eben an sozialen Kräften, die daran ein Interesse hätten haben
können – auch innerhalb der radikalen Linken.

Als Beitrag im Kampf um die Erinnerung kann diesbezüglich auch das
Vorwort gelten, das der konkret-Herausgeber Hermann L. Gremliza 1986 für
das Buch des Spanienkämpfers Fritz Teppich verfasst hatte (und das 1996
unverändert wiederaufgelegt wurde). Hinsichtlich der Kritik am
kommunistischen Vorgehen im revolutionären Spanien meint Gremliza, sie
zielte darauf, "eine real mögliche Befreiung von jener
Mehrwertegemeinschaft zu verhindern, in deren Dienst der s. g.
freiheitliche, demokratische oder libertäre Sozialismus steht." Es
genügt freilich ein Blick auf die historischen Quellen, um zu belegen,
dass gerade nicht der libertäre Sozialismus, sondern die Politik der
KommunistInnen explizit antirevolutionär war. Dass kommunistische
Propagandalügen wie diese vom Herausgeber der größten linken
Monatszeitung in Deutschland verbreitet werden, macht nur ein weiteres
Mal die Defensive deutlich, in der anarchistische Geschichtsschreibung
sich befindet.
Aufgabe für die Forschung

Das kollektive Gedächtnis kommt nicht allein in Filmen oder Büchern zum
Ausdruck, sondern auch im Alltag. Im Gegensatz zu jenen lässt sich
dieser aber weder nach BesucherInnenzahlen oder Auflagenstärke abfragen
und so wie Hans-Magnus Enzensbergers Buch Der kurze Sommer der Anarchie
(1972) oder der Film Land and Freedom (1995) von Ken Loach als
vergleichsweise libertäre Erfolge verbuchen. Danach zu suchen wäre
demnach eine Aufgabe für die Kultur- und Sozialforschung, die auch an
emanzipatorischen politischen Alternativen interessiert ist. Denn
letztlich, schrieb schon Maurice Halbwachs 1925 in Das Gedächtnis und
seine sozialen Bedingungen, gibt es "keine soziale Idee, die nicht
zugleich eine Erinnerung der Gesellschaft wäre."

Die meisten der von der Historikerin Vera Bianchi beschriebenen,
alltäglichen Errungenschaften der Mujeres Libres – mit rund 20.000
Mitgliedern sicherlich eine der größten feministischen Organisationen
aller Zeiten – fielen wohl der Franco-Diktatur zum Opfer. Dass die erste
Ministerin auf europäischem Boden seit der Pariser Kommune 1871, mit
Federica Montseny paradoxerweise ausgerechnet eine Anarchistin, oder die
erste gesetzliche Legitimierung der Abtreibung (in Katalonien) spätere
feministische Kämpfe beflügelt haben, ist zwar anzunehmen, lässt sich
aber kaum belegen.

Anders die Erfolge der revolutionären Alphabetisierungskampagnen: Sie
wieder rückgängig zu machen hätte selbst – wie der Hispanist Martin
Baxmeyer betont – die blutigste Diktatur nicht geschafft. Zwar haben es
die frisch Alphabetisierten im Laufe des Bürgerkriegs zu einer
historisch einmaligen Versproduktion gebracht. Um in Film und Fernsehen
repräsentiert zu werden, hat es aber nicht gereicht. Mit solchen Leuten
hatten Typen wie Stiller oder Rick Blaine wohl auch zu wenig Kontakt, um
von ihnen zu erzählen. (Jens Kastner, 9.7.2016)

Jens Kastner ist Soziologe und Kunsthistoriker und lehrt an der Akademie
der bildenden Künste Wien. Er forscht und schreibt. -
derstandard.at/2000040710416/Spanischer-Buergerkrieg-Die-vergessene-Revolution


Spanischer
Bürgerkrieg: Die vergessene Revolution
AnalyseJens Kastner9. Juli 2016, 13:00
116 Postings
Im Juli jährt sich der Beginn des Bürgerkriegs zum 80. Mal. Er gilt als
Schlüsselereignis des 20. Jahrhunderts

Was haben der Stiller von Max Frisch und Rick, Cafébesitzer aus
Casablanca, gemeinsam? Sie gehören zu den viel besprochenen fiktionalen
Figuren, die neben allem anderen auch noch eines waren: sogenannte
Spanienkämpfer.

Bereits mit seinem Beginn im Juli 1936 gehörte der Spanische Bürgerkrieg
zu einem wichtigen und aus der europäischen Geistesgeschichte nicht
mehr wegzudenkenden Gegenstand von Film, Literatur und bildenden
Künsten. Nicht zuletzt den vielen an Kampfhandlungen beteiligten
KünstlerInnen und Intellektuellen ist es zu verdanken, dass Motive des
Bürgerkriegs zu Motivationen künstlerischer Produktion wurden. Von dem
Hollywoodstreifen mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergman (1942), der im
Dienste der US-amerikanischen Anti-Nazi-Propaganda stand, über die
Identitätsproblematik beim Schweizer Romancier Max Frisch (1954) bis zu
Pablo Picassos "Guernica" (1937) und Hemingways "Wem die Stunde
schlägt": Bezugnahmen auf den Bürgerkrieg finden sich in den
berühmtesten Werken des 20. Jahrhunderts.

Kein Vergleich dazu: die Soziale Revolution. Sie gehört zu dem, was der
französische Soziologe "vergessen gemachte Geschichte" genannt hat. Als
Reaktion auf den Putsch der rechten Generäle brach in weiten Teilen
Kataloniens und Andalusiens eine libertäre Revolution aus,
landwirtschaftliche Betriebe wurden enteignet und kollektiviert,
städtische Fabriken von den ArbeiterInnen übernommen und
gemeinschaftlich geführt. Die schwarz-rote Fahne der
AnarchosyndikalistInnen prägte das Stadtbild von Barcelona. Zum Abschied
grüßte man mit "Saludos" ("Grüße") statt mit "Adios", weil man den
antifaschistischen Kampf auch als einen gegen Gott ("dios") und vor
allem gegen die katholische Kirche begriff.
Sperrzonen des Erinnerns

Auch über solch revolutionären Alltag ist einiges geschrieben worden:
Der Augenzeuge George Orwell befand bekanntlich, dass die Menschen in
den ersten Wochen der Revolution endlich aufgehört hätten, sich wie
Rädchen im kapitalistischen Getriebe zu benehmen. Und der Poptheoretiker
Greil Marcus wertete mehr als fünfzig Jahre später im Rückblick die
radikalen kulturellen Avantgarden des 20. Jahrhunderts (wie die
SituationistInnen) oder auch das Aufkommen von Punk als Effekt der
uneingelösten Versprechen von Barcelona 1936. Auch wenn in Songs von
Punk-, Hardcore- oder Pop-Bands wie Crass, The Ex, Sin Dios oder
Chumbawamba die Spanische Revolution seit den späten 1970er-Jahren immer
wieder gefeiert wurde, an die Popularität des Bürgerkrieges im
kollektiven Gedächtnis kommt sie doch nicht annähernd heran. So ergibt
sich für die Erinnerung an die Revolution das Gleiche, was schon für das
Verhältnis von Revolution und Krieg galt: Gegen Letzteren hat Erstere
keine Chance.

Walther L. Bernecker und Sören Brinkmann bemerken in ihrem Buch über die
Folgen des Spanischen Bürgerkrieges, dass es wegen der starken
Orientierung auf einen demokratischen Konsens im postdiktatorischen
Spanien zu bestimmten "Sperrzonen des Erinnerns" gekommen sei. Als
Beispiel für solche Sperrzonen nennen sie die Schuldfrage oder die Frage
der Monarchie.

Die Revolution ist offenbar dermaßen ab- und aus der Erinnerung
ausgesperrt, dass selbst die beiden Fachhistoriker sie in diesem Kontext
nicht erwähnen. (Den Verlauf der Revolution hingegen würdigen sie
kritisch und ausführlich).

Das kollektive Gedächtnis in Spanien hat sich nach Francos Tod (1975)
hinsichtlich der Jahre 1936-1939 in der Formel der "nationalen Tragödie"
eingerichtet. In dieser Formel aber – der auch Bernecker und Brinkmann
zuzustimmen scheinen – findet die Revolution keinen Platz. Die Rede von
der "nationalen Tragödie" schließt nicht nur Errungenschaften der
Revolution aus, sondern leugnet auch die internationale Dimension der
Ereignisse.

Selbst als im Jahr 2011 die soziale Bewegung der Empörten mit dem
Hashtag #spanishrevolution mobilisierte, war von 1936 nicht die Rede. In
den Verlautbarungen der Demokratiebewegung standen zwar auch
Kapitalismus und Repräsentationspolitiken zur Debatte. Bezugnahmen auf
die libertäre Revolution 75 Jahre zuvor gab es so gut wie gar nicht.

Wenn an revolutionäre Errungenschaften und transnationale Verflechtungen
in Spanien selbst kaum gedacht wird, dann natürlich noch viel weniger
im deutschsprachigen Raum. Angesichts weit folgenreicherer
Interventionen der deutschen Wehrmacht im Anschluss an die Bombardierung
der baskischen Stadt Guernica (1937) durch die "Legion Condor", nahm
der Spanische Bürgerkrieg nie eine wichtige Rolle in der
deutschsprachigen kollektiven Erinnerung ein.

Verlor die nationalsozialistische Beteiligung rückblickend an Gewicht,
kamen die AkteurInnen der Gegenseite kaum dazu, ihre Sicht der Dinge im
kollektiven Gedächtnis zu verankern: Viele deutschsprachige
SpanienkämpferInnen überlebten die nationalsozialistischen
Konzentrationslager nicht. Die überlebenden KommunistInnen wurden in der
DDR zwar gefeiert, auch in Österreich wurden ihre Geschichten dank des
unermüdlichen Engagements einiger ihrer ProtagonistInnen zumindest in
Kreisen von HistorikerInnen und linken AktivistInnen immer wieder
erzählt, im westdeutschen Alltag konnten sich Erfahrungen aus Spanien
mangels ErfahrungsträgerInnen aber nicht etablieren. Etwa 5000
ÖsterreicherInnen und Deutsche hatten in den Internationalen Brigaden
gekämpft, um die 15.000 waren als Teil der "Legion Condor" in Spanien.

Das Wissen über den Bürgerkrieg verblieb in Fachkreisen, selbst
Anspielungen wie die in Casablanca blieben der deutschsprachigen
Öffentlichkeit oft erspart: Der Film war auf Deutsch bis 1975 nur in
einer entpolitisierten, zerstückelten und falsch synchronisierten
Fassung zugänglich: Der Widerstandskämpfer Victor László war bis dahin
der Atomphysiker Victor Larsen, die Figur des Nazi-Majors Strasser hatte
man ganz herausgeschnitten.
Die zentrale Frage

Und was die Revolution betrifft, hatte Walter Haubrich sicher auch 1994
noch recht, als er in der FAZ Abel Paz' große Biografie des Anarchisten
Buenaventura Durruti eine "spannend zu lesende Einführung in einen in
Deutschland vielleicht gar nicht so bekannten Bereich der ideologischen
Diskussion und Geschichte unseres Jahrhunderts" nannte.

Die zentrale Frage, warum die Revolution keinen festen Platz im
kollektiven Gedächtnis hat und bestenfalls in subkulturellen Formen
existiert, ist nicht schwer zu beantworten.

Bernecker und Brinkmann stellen fest, dass der Wunsch, eine Neuauflage
der Konflikte der 1930er-Jahre zu verhindern, in Spanien "beinahe zur
Obsession" wurde. Ein Gedenken, das an Ereignisse jenseits des
parlamentarisch-demokratischen Konsenses gemahnte, musste dieser
Obsession widersprechen. Genau dafür steht aber die von den
AnarchistInnen getragene Revolution. Schon den AnarchistInnen von 1936,
obwohl sie mit der CNT die damals mitgliederstärkste Gewerkschaft der
Welt stellten, waren international isoliert.

Diese Isolierung setzt sich in der Marginalisierung anarchistischer
Positionen heute fort. Wie die damaligen Errungenschaften müssen aber
auch die Erinnerungen verteidigt werden. Das kollektive Gedächtnis ist
ja kein statisches Gebilde, sondern stets in Bewegung und vor allem
permanent umkämpft. Zur Durchsetzung oder auch nur zur Verteidigung von
Erinnerung braucht es Subjekte, die für bestimmte Inhalte eintreten und
gesellschaftliche Bündnisse, die sie mittragen. Eine wirkmächtige
soziale Bewegung, die das Gedenken an die Spanische Revolution gegenüber
jenem an den Bürgerkrieg starkmachen könnte, existiert nicht.

Der Anarchismus in Deutschland und Österreich hat als Massenbewegung den
Nationalsozialismus nicht überlebt. Die libertären Bewegungen der
Nachkriegszeit waren im deutschsprachigen Raum marginalisiert, nicht nur
was ihren Einfluss auf das kollektive Gedächtnis betrifft. (Umso
wichtiger werden die in Sub-, Nischen oder Avantgardekulturen gelegten
Spuren, auch wenn sie nach Greil Marcus so wenig beständig sind wie
"lipstick traces on a cigarette ...") Libertäre Gedanken erlangten erst
im Kontext der Revolte von 1968 wieder größere Bedeutung.

Dieser Bedeutungsgewinn allerdings ging gerade einher mit der
allgemeinen Abkehr der Neuen Linken von einem Revolutionsmodell, das
IndustriearbeiterIn und Bauer/Bäuerin als Subjekte favorisierte. Genau
diese aber hatten Anarchismus und Revolution in Spanien geprägt und
getragen. Die Erinnerung an die Spanische Revolution fand also auch in
den revoltierenden StudentInnen und ArbeiterInnen der 1960er-Jahre keine
ProtagonistInnen.

Und die SpanienkämpferInnen selber? In der DDR galten sie als
Helden/Heldinnen und waren für die antifaschistische Staatsdoktrin
bedeutsam, wichtige Mitglieder des Politbüros (wie etwa Erich Mielke)
waren Spanienkämpfer. Das für sie errichtete Denkmal in
Berlin-Friedrichshain (von Fritz Cremer, 1966/68) verschafft wohl kaum
mehr den Schatten eines Eindrucks davon. Anders als in Westdeutschland
ist auch in Österreich ihr Schicksal bestens dokumentiert und im
Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW) öffentlich
zugänglich. Geprägt von kommunistischen InterbrigadistInnen, blieb das
Bild des Bürgerkrieges aber sowohl in der DDR als auch in Österreich
frei von Erinnerungen an die Revolution. Denn die Internationalen
Brigaden formierten sich erst ab Ende 1936, als die Revolution bereits
zurückgedrängt wurde, und sie waren stark kommunistisch geprägt.
Das (Ver)Schweigen brechen

Die KommunistInnen, nicht zu vergessen, verfolgten im Spanischen
Bürgerkrieg ausdrücklich antirevolutionäre Ziele. Der surrealistische
Dichter Benjamin Péret, der zeitweise in anarchistischen Milizen
kämpfte, kritisierte die im Laufe der ersten Kriegsmonate dominanter
werdenden KommunistInnen schon früh und warnte vor den Stalintreuen.

Im Mai 1937 schossen in Barcelona dann KommunistInnen auf
AnarchistInnen, mittem im antifaschistischen Kampf gegen die
Franco-Truppen. Einem deutschsprachigen Publikum, dem in Zeiten des
Kalten Krieges kaum die historische Tatsache des Bürgerkriegs zugemutet
wurde, auch noch den linken "Genossenmord" zu erklären, erscheint
undenkbar.

Verschwiegen wurde also nicht nur die Revolution, sondern auch die
mörderische Politik der stalinistischen KommunistInnen, der u. a. viele
AnarchistInnen zum Opfer fielen. Um das (Ver-)Schweigen zu brechen,
fehlte es eben an sozialen Kräften, die daran ein Interesse hätten haben
können – auch innerhalb der radikalen Linken.

Als Beitrag im Kampf um die Erinnerung kann diesbezüglich auch das
Vorwort gelten, das der konkret-Herausgeber Hermann L. Gremliza 1986 für
das Buch des Spanienkämpfers Fritz Teppich verfasst hatte (und das 1996
unverändert wiederaufgelegt wurde). Hinsichtlich der Kritik am
kommunistischen Vorgehen im revolutionären Spanien meint Gremliza, sie
zielte darauf, "eine real mögliche Befreiung von jener
Mehrwertegemeinschaft zu verhindern, in deren Dienst der s. g.
freiheitliche, demokratische oder libertäre Sozialismus steht." Es
genügt freilich ein Blick auf die historischen Quellen, um zu belegen,
dass gerade nicht der libertäre Sozialismus, sondern die Politik der
KommunistInnen explizit antirevolutionär war. Dass kommunistische
Propagandalügen wie diese vom Herausgeber der größten linken
Monatszeitung in Deutschland verbreitet werden, macht nur ein weiteres
Mal die Defensive deutlich, in der anarchistische Geschichtsschreibung
sich befindet.
Aufgabe für die Forschung

Das kollektive Gedächtnis kommt nicht allein in Filmen oder Büchern zum
Ausdruck, sondern auch im Alltag. Im Gegensatz zu jenen lässt sich
dieser aber weder nach BesucherInnenzahlen oder Auflagenstärke abfragen
und so wie Hans-Magnus Enzensbergers Buch Der kurze Sommer der Anarchie
(1972) oder der Film Land and Freedom (1995) von Ken Loach als
vergleichsweise libertäre Erfolge verbuchen. Danach zu suchen wäre
demnach eine Aufgabe für die Kultur- und Sozialforschung, die auch an
emanzipatorischen politischen Alternativen interessiert ist. Denn
letztlich, schrieb schon Maurice Halbwachs 1925 in Das Gedächtnis und
seine sozialen Bedingungen, gibt es "keine soziale Idee, die nicht
zugleich eine Erinnerung der Gesellschaft wäre."

Die meisten der von der Historikerin Vera Bianchi beschriebenen,
alltäglichen Errungenschaften der Mujeres Libres – mit rund 20.000
Mitgliedern sicherlich eine der größten feministischen Organisationen
aller Zeiten – fielen wohl der Franco-Diktatur zum Opfer. Dass die erste
Ministerin auf europäischem Boden seit der Pariser Kommune 1871, mit
Federica Montseny paradoxerweise ausgerechnet eine Anarchistin, oder die
erste gesetzliche Legitimierung der Abtreibung (in Katalonien) spätere
feministische Kämpfe beflügelt haben, ist zwar anzunehmen, lässt sich
aber kaum belegen.

Anders die Erfolge der revolutionären Alphabetisierungskampagnen: Sie
wieder rückgängig zu machen hätte selbst – wie der Hispanist Martin
Baxmeyer betont – die blutigste Diktatur nicht geschafft. Zwar haben es
die frisch Alphabetisierten im Laufe des Bürgerkriegs zu einer
historisch einmaligen Versproduktion gebracht. Um in Film und Fernsehen
repräsentiert zu werden, hat es aber nicht gereicht. Mit solchen Leuten
hatten Typen wie Stiller oder Rick Blaine wohl auch zu wenig Kontakt, um
von ihnen zu erzählen. (Jens Kastner, 9.7.2016)

Jens Kastner ist Soziologe und Kunsthistoriker und lehrt an der Akademie
der bildenden Künste Wien. Er forscht und schreibt. -
derstandard.at/2000040710416/Spanischer-Buergerkrieg-Die-vergessene-Revolution
Spanischer
Bürgerkrieg: Die vergessene Revolution
AnalyseJens Kastner9. Juli 2016, 13:00
116 Postings
Im Juli jährt sich der Beginn des Bürgerkriegs zum 80. Mal. Er gilt als
Schlüsselereignis des 20. Jahrhunderts

Was haben der Stiller von Max Frisch und Rick, Cafébesitzer aus
Casablanca, gemeinsam? Sie gehören zu den viel besprochenen fiktionalen
Figuren, die neben allem anderen auch noch eines waren: sogenannte
Spanienkämpfer.

Bereits mit seinem Beginn im Juli 1936 gehörte der Spanische Bürgerkrieg
zu einem wichtigen und aus der europäischen Geistesgeschichte nicht
mehr wegzudenkenden Gegenstand von Film, Literatur und bildenden
Künsten. Nicht zuletzt den vielen an Kampfhandlungen beteiligten
KünstlerInnen und Intellektuellen ist es zu verdanken, dass Motive des
Bürgerkriegs zu Motivationen künstlerischer Produktion wurden. Von dem
Hollywoodstreifen mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergman (1942), der im
Dienste der US-amerikanischen Anti-Nazi-Propaganda stand, über die
Identitätsproblematik beim Schweizer Romancier Max Frisch (1954) bis zu
Pablo Picassos "Guernica" (1937) und Hemingways "Wem die Stunde
schlägt": Bezugnahmen auf den Bürgerkrieg finden sich in den
berühmtesten Werken des 20. Jahrhunderts.

Kein Vergleich dazu: die Soziale Revolution. Sie gehört zu dem, was der
französische Soziologe "vergessen gemachte Geschichte" genannt hat. Als
Reaktion auf den Putsch der rechten Generäle brach in weiten Teilen
Kataloniens und Andalusiens eine libertäre Revolution aus,
landwirtschaftliche Betriebe wurden enteignet und kollektiviert,
städtische Fabriken von den ArbeiterInnen übernommen und
gemeinschaftlich geführt. Die schwarz-rote Fahne der
AnarchosyndikalistInnen prägte das Stadtbild von Barcelona. Zum Abschied
grüßte man mit "Saludos" ("Grüße") statt mit "Adios", weil man den
antifaschistischen Kampf auch als einen gegen Gott ("dios") und vor
allem gegen die katholische Kirche begriff.
Sperrzonen des Erinnerns

Auch über solch revolutionären Alltag ist einiges geschrieben worden:
Der Augenzeuge George Orwell befand bekanntlich, dass die Menschen in
den ersten Wochen der Revolution endlich aufgehört hätten, sich wie
Rädchen im kapitalistischen Getriebe zu benehmen. Und der Poptheoretiker
Greil Marcus wertete mehr als fünfzig Jahre später im Rückblick die
radikalen kulturellen Avantgarden des 20. Jahrhunderts (wie die
SituationistInnen) oder auch das Aufkommen von Punk als Effekt der
uneingelösten Versprechen von Barcelona 1936. Auch wenn in Songs von
Punk-, Hardcore- oder Pop-Bands wie Crass, The Ex, Sin Dios oder
Chumbawamba die Spanische Revolution seit den späten 1970er-Jahren immer
wieder gefeiert wurde, an die Popularität des Bürgerkrieges im
kollektiven Gedächtnis kommt sie doch nicht annähernd heran. So ergibt
sich für die Erinnerung an die Revolution das Gleiche, was schon für das
Verhältnis von Revolution und Krieg galt: Gegen Letzteren hat Erstere
keine Chance.

Walther L. Bernecker und Sören Brinkmann bemerken in ihrem Buch über die
Folgen des Spanischen Bürgerkrieges, dass es wegen der starken
Orientierung auf einen demokratischen Konsens im postdiktatorischen
Spanien zu bestimmten "Sperrzonen des Erinnerns" gekommen sei. Als
Beispiel für solche Sperrzonen nennen sie die Schuldfrage oder die Frage
der Monarchie.

Die Revolution ist offenbar dermaßen ab- und aus der Erinnerung
ausgesperrt, dass selbst die beiden Fachhistoriker sie in diesem Kontext
nicht erwähnen. (Den Verlauf der Revolution hingegen würdigen sie
kritisch und ausführlich).

Das kollektive Gedächtnis in Spanien hat sich nach Francos Tod (1975)
hinsichtlich der Jahre 1936-1939 in der Formel der "nationalen Tragödie"
eingerichtet. In dieser Formel aber – der auch Bernecker und Brinkmann
zuzustimmen scheinen – findet die Revolution keinen Platz. Die Rede von
der "nationalen Tragödie" schließt nicht nur Errungenschaften der
Revolution aus, sondern leugnet auch die internationale Dimension der
Ereignisse.

Selbst als im Jahr 2011 die soziale Bewegung der Empörten mit dem
Hashtag #spanishrevolution mobilisierte, war von 1936 nicht die Rede. In
den Verlautbarungen der Demokratiebewegung standen zwar auch
Kapitalismus und Repräsentationspolitiken zur Debatte. Bezugnahmen auf
die libertäre Revolution 75 Jahre zuvor gab es so gut wie gar nicht.

Wenn an revolutionäre Errungenschaften und transnationale Verflechtungen
in Spanien selbst kaum gedacht wird, dann natürlich noch viel weniger
im deutschsprachigen Raum. Angesichts weit folgenreicherer
Interventionen der deutschen Wehrmacht im Anschluss an die Bombardierung
der baskischen Stadt Guernica (1937) durch die "Legion Condor", nahm
der Spanische Bürgerkrieg nie eine wichtige Rolle in der
deutschsprachigen kollektiven Erinnerung ein.

Verlor die nationalsozialistische Beteiligung rückblickend an Gewicht,
kamen die AkteurInnen der Gegenseite kaum dazu, ihre Sicht der Dinge im
kollektiven Gedächtnis zu verankern: Viele deutschsprachige
SpanienkämpferInnen überlebten die nationalsozialistischen
Konzentrationslager nicht. Die überlebenden KommunistInnen wurden in der
DDR zwar gefeiert, auch in Österreich wurden ihre Geschichten dank des
unermüdlichen Engagements einiger ihrer ProtagonistInnen zumindest in
Kreisen von HistorikerInnen und linken AktivistInnen immer wieder
erzählt, im westdeutschen Alltag konnten sich Erfahrungen aus Spanien
mangels ErfahrungsträgerInnen aber nicht etablieren. Etwa 5000
ÖsterreicherInnen und Deutsche hatten in den Internationalen Brigaden
gekämpft, um die 15.000 waren als Teil der "Legion Condor" in Spanien.

Das Wissen über den Bürgerkrieg verblieb in Fachkreisen, selbst
Anspielungen wie die in Casablanca blieben der deutschsprachigen
Öffentlichkeit oft erspart: Der Film war auf Deutsch bis 1975 nur in
einer entpolitisierten, zerstückelten und falsch synchronisierten
Fassung zugänglich: Der Widerstandskämpfer Victor László war bis dahin
der Atomphysiker Victor Larsen, die Figur des Nazi-Majors Strasser hatte
man ganz herausgeschnitten.
Die zentrale Frage

Und was die Revolution betrifft, hatte Walter Haubrich sicher auch 1994
noch recht, als er in der FAZ Abel Paz' große Biografie des Anarchisten
Buenaventura Durruti eine "spannend zu lesende Einführung in einen in
Deutschland vielleicht gar nicht so bekannten Bereich der ideologischen
Diskussion und Geschichte unseres Jahrhunderts" nannte.

Die zentrale Frage, warum die Revolution keinen festen Platz im
kollektiven Gedächtnis hat und bestenfalls in subkulturellen Formen
existiert, ist nicht schwer zu beantworten.

Bernecker und Brinkmann stellen fest, dass der Wunsch, eine Neuauflage
der Konflikte der 1930er-Jahre zu verhindern, in Spanien "beinahe zur
Obsession" wurde. Ein Gedenken, das an Ereignisse jenseits des
parlamentarisch-demokratischen Konsenses gemahnte, musste dieser
Obsession widersprechen. Genau dafür steht aber die von den
AnarchistInnen getragene Revolution. Schon den AnarchistInnen von 1936,
obwohl sie mit der CNT die damals mitgliederstärkste Gewerkschaft der
Welt stellten, waren international isoliert.

Diese Isolierung setzt sich in der Marginalisierung anarchistischer
Positionen heute fort. Wie die damaligen Errungenschaften müssen aber
auch die Erinnerungen verteidigt werden. Das kollektive Gedächtnis ist
ja kein statisches Gebilde, sondern stets in Bewegung und vor allem
permanent umkämpft. Zur Durchsetzung oder auch nur zur Verteidigung von
Erinnerung braucht es Subjekte, die für bestimmte Inhalte eintreten und
gesellschaftliche Bündnisse, die sie mittragen. Eine wirkmächtige
soziale Bewegung, die das Gedenken an die Spanische Revolution gegenüber
jenem an den Bürgerkrieg starkmachen könnte, existiert nicht.

Der Anarchismus in Deutschland und Österreich hat als Massenbewegung den
Nationalsozialismus nicht überlebt. Die libertären Bewegungen der
Nachkriegszeit waren im deutschsprachigen Raum marginalisiert, nicht nur
was ihren Einfluss auf das kollektive Gedächtnis betrifft. (Umso
wichtiger werden die in Sub-, Nischen oder Avantgardekulturen gelegten
Spuren, auch wenn sie nach Greil Marcus so wenig beständig sind wie
"lipstick traces on a cigarette ...") Libertäre Gedanken erlangten erst
im Kontext der Revolte von 1968 wieder größere Bedeutung.

Dieser Bedeutungsgewinn allerdings ging gerade einher mit der
allgemeinen Abkehr der Neuen Linken von einem Revolutionsmodell, das
IndustriearbeiterIn und Bauer/Bäuerin als Subjekte favorisierte. Genau
diese aber hatten Anarchismus und Revolution in Spanien geprägt und
getragen. Die Erinnerung an die Spanische Revolution fand also auch in
den revoltierenden StudentInnen und ArbeiterInnen der 1960er-Jahre keine
ProtagonistInnen.

Und die SpanienkämpferInnen selber? In der DDR galten sie als
Helden/Heldinnen und waren für die antifaschistische Staatsdoktrin
bedeutsam, wichtige Mitglieder des Politbüros (wie etwa Erich Mielke)
waren Spanienkämpfer. Das für sie errichtete Denkmal in
Berlin-Friedrichshain (von Fritz Cremer, 1966/68) verschafft wohl kaum
mehr den Schatten eines Eindrucks davon. Anders als in Westdeutschland
ist auch in Österreich ihr Schicksal bestens dokumentiert und im
Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW) öffentlich
zugänglich. Geprägt von kommunistischen InterbrigadistInnen, blieb das
Bild des Bürgerkrieges aber sowohl in der DDR als auch in Österreich
frei von Erinnerungen an die Revolution. Denn die Internationalen
Brigaden formierten sich erst ab Ende 1936, als die Revolution bereits
zurückgedrängt wurde, und sie waren stark kommunistisch geprägt.
Das (Ver)Schweigen brechen

Die KommunistInnen, nicht zu vergessen, verfolgten im Spanischen
Bürgerkrieg ausdrücklich antirevolutionäre Ziele. Der surrealistische
Dichter Benjamin Péret, der zeitweise in anarchistischen Milizen
kämpfte, kritisierte die im Laufe der ersten Kriegsmonate dominanter
werdenden KommunistInnen schon früh und warnte vor den Stalintreuen.

Im Mai 1937 schossen in Barcelona dann KommunistInnen auf
AnarchistInnen, mittem im antifaschistischen Kampf gegen die
Franco-Truppen. Einem deutschsprachigen Publikum, dem in Zeiten des
Kalten Krieges kaum die historische Tatsache des Bürgerkriegs zugemutet
wurde, auch noch den linken "Genossenmord" zu erklären, erscheint
undenkbar.

Verschwiegen wurde also nicht nur die Revolution, sondern auch die
mörderische Politik der stalinistischen KommunistInnen, der u. a. viele
AnarchistInnen zum Opfer fielen. Um das (Ver-)Schweigen zu brechen,
fehlte es eben an sozialen Kräften, die daran ein Interesse hätten haben
können – auch innerhalb der radikalen Linken.

Als Beitrag im Kampf um die Erinnerung kann diesbezüglich auch das
Vorwort gelten, das der konkret-Herausgeber Hermann L. Gremliza 1986 für
das Buch des Spanienkämpfers Fritz Teppich verfasst hatte (und das 1996
unverändert wiederaufgelegt wurde). Hinsichtlich der Kritik am
kommunistischen Vorgehen im revolutionären Spanien meint Gremliza, sie
zielte darauf, "eine real mögliche Befreiung von jener
Mehrwertegemeinschaft zu verhindern, in deren Dienst der s. g.
freiheitliche, demokratische oder libertäre Sozialismus steht." Es
genügt freilich ein Blick auf die historischen Quellen, um zu belegen,
dass gerade nicht der libertäre Sozialismus, sondern die Politik der
KommunistInnen explizit antirevolutionär war. Dass kommunistische
Propagandalügen wie diese vom Herausgeber der größten linken
Monatszeitung in Deutschland verbreitet werden, macht nur ein weiteres
Mal die Defensive deutlich, in der anarchistische Geschichtsschreibung
sich befindet.
Aufgabe für die Forschung

Das kollektive Gedächtnis kommt nicht allein in Filmen oder Büchern zum
Ausdruck, sondern auch im Alltag. Im Gegensatz zu jenen lässt sich
dieser aber weder nach BesucherInnenzahlen oder Auflagenstärke abfragen
und so wie Hans-Magnus Enzensbergers Buch Der kurze Sommer der Anarchie
(1972) oder der Film Land and Freedom (1995) von Ken Loach als
vergleichsweise libertäre Erfolge verbuchen. Danach zu suchen wäre
demnach eine Aufgabe für die Kultur- und Sozialforschung, die auch an
emanzipatorischen politischen Alternativen interessiert ist. Denn
letztlich, schrieb schon Maurice Halbwachs 1925 in Das Gedächtnis und
seine sozialen Bedingungen, gibt es "keine soziale Idee, die nicht
zugleich eine Erinnerung der Gesellschaft wäre."

Die meisten der von der Historikerin Vera Bianchi beschriebenen,
alltäglichen Errungenschaften der Mujeres Libres – mit rund 20.000
Mitgliedern sicherlich eine der größten feministischen Organisationen
aller Zeiten – fielen wohl der Franco-Diktatur zum Opfer. Dass die erste
Ministerin auf europäischem Boden seit der Pariser Kommune 1871, mit
Federica Montseny paradoxerweise ausgerechnet eine Anarchistin, oder die
erste gesetzliche Legitimierung der Abtreibung (in Katalonien) spätere
feministische Kämpfe beflügelt haben, ist zwar anzunehmen, lässt sich
aber kaum belegen.

Anders die Erfolge der revolutionären Alphabetisierungskampagnen: Sie
wieder rückgängig zu machen hätte selbst – wie der Hispanist Martin
Baxmeyer betont – die blutigste Diktatur nicht geschafft. Zwar haben es
die frisch Alphabetisierten im Laufe des Bürgerkriegs zu einer
historisch einmaligen Versproduktion gebracht. Um in Film und Fernsehen
repräsentiert zu werden, hat es aber nicht gereicht. Mit solchen Leuten
hatten Typen wie Stiller oder Rick Blaine wohl auch zu wenig Kontakt, um
von ihnen zu erzählen. (Jens Kastner, 9.7.2016)

Jens Kastner ist Soziologe und Kunsthistoriker und lehrt an der Akademie
der bildenden Künste Wien. Er forscht und schreibt. -
derstandard.at/2000040710416/Spanischer-Buergerkrieg-Die-vergessene-Revolution

Dienstag, 21. Juni 2016

Debatte: Schon immer Querdenker | Jüdische Allgemeine

Debatte: Schon immer Querdenker | Jüdische Allgemeine



Debatte

Schon immer Querdenker

Der israelische Bibelexperte Amnon Shapira hält Anarchismus für eine jüdische Erfindung

16.06.2016 – von Yizhak AhrenYizhak Ahren

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Anarchie ist machbar – auch im Judentum.

© dpa

Finden sich in den
Schriften von Rabbiner Samson Raphael Hirsch (1808–1888), dem Begründer
der deutschen Neo-Orthodoxie, anarchistische Ansichten? Der israelische
Bibelexperte und Hochschullehrer Amnon Shapira (Jahrgang 1935) bejaht
diese Frage und dürfte damit viele »Hirschianer« garantiert überraschen.
In seiner solide ausgearbeiteten Studie Jewish Religious Anarchism über
den jüdisch-religiösen Anarchismus vertritt Shapira die These, es habe
von der biblischen Zeit bis zur Gegenwart im Judentum auch eine
anarchistische Strömung gegeben.

Um diese originelle Behauptung
zu beweisen, referiert der Autor zahlreiche Forschungsarbeiten und auch
eigene Untersuchungen. So hat noch niemand vor Amnon Shapira die
Toraauslegungen Rabbiner Hirschs mit der Ideenwelt des Anarchismus in
Verbindung gebracht.

Bibel Der
moderne Anarchismus, für den Namen wie Bakunin, Kropotkin und Proudhon
stehen, entstand erst im 19. Jahrhundert, aber er hatte zahlreiche
Vorläufer, die man nach ihrer jeweiligen Schwerpunktsetzung in einer
Typologie ordnen kann. Einer dieser Typen ist der religiöse Anarchismus,
den wir bereits in der Bibel an einigen Stellen sehen können. Diese
biblischen Passagen aufzuzählen und zu erläutern, würde den hier
gegebenen Rahmen sprengen. Shapira spricht sogar davon, der Anarchismus
sei in Wirklichkeit eine jüdische Erfindung!

Die unbestreitbare
Tatsache, dass in fast allen Gruppen der modernen anarchistischen
Bewegung relativ viele Juden aktiv waren, hängt nach der Auffassung
Shapiras damit zusammen, dass diese Leute sowohl eine bestimmte jüdische
Haltung zur Herrschaft als auch eine Wertschätzung der solidarischen
Gemeinde beibehalten haben. Es wird nicht verschwiegen, dass die meisten
dieser Anarchisten später als Kosmopoliten die Religion, die sie zum
Anarchismus geführt hatte, heftig bekämpften.

Welches sind die
zentralen Anliegen des religiösen Anarchismus? Zu nennen sind mehrere
Züge, die einander ergänzen: die Hochachtung autonomer Gemeinden, die
Gerechtigkeit und Gleichheit praktizieren; die Befürwortung einer
Dezentralisierung der Macht (Antimonarchismus); die Verschränkung von
Freiheit und Verantwortung, die eine Unterdrückung der sozial Schwachen
nicht zulässt. Shapira dokumentiert in seiner umfangreichen Monografie,
wie diese Prinzipien immer wieder in verschiedenen Variationen
hervorgehoben worden sind.

Rabbi Akiwa Die
Fülle des zusammengetragenen Materials ist beeindruckend, sogar
überwältigend. Der Leser lernt bekannte Gestalten wie zum Beispiel Rabbi
Akiwa (50–135), Don Yizhak Abrabanel (1437–1509), Rabbi Abraham Ibn
Ezra (1089–1164) und den Religionsphilosophen Salomon Ludwig Steinheim
(1789–1866) aus einer neuen Perspektive kennen, und er wird auch mit
Ideen von Denkern aus der zweiten Reihe vertraut gemacht, die bereits in
Vergessenheit geraten sind.

An mehreren Stellen des Buches ist
nicht zu übersehen, dass Shapira nicht nur als ein Distanz wahrender
Historiker schreibt; er ist offensichtlich in der Sache engagiert. Der
Autor, der seit Jahrzehnten in der national-religiös ausgerichteten
Siedlung »Kibbuz Tirat Zwi« lebt, sieht im religiösen Anarchismus etwas
Positives, das Wertschätzung verdient. Obwohl Shapira um die politischen
Gefahren des religiösen Anarchismus weiß, hofft er doch auf seine
Renaissance in der nahen Zukunft.

Weil Shapira seine
beachtenswerte Studie auf Hebräisch verfasste, werden viele
interessierte Anarchismusforscher in Europa und in Amerika sie nicht
studieren können. Um zumindest die Ergebnisse seiner Arbeit einem
breiteren Publikum zugänglich zu machen, hat der Autor das ausführliche
Inhaltsverzeichnis sowie auch eine Zusammenfassung seiner Thesen ins
Englische übersetzt. Damit kann eine internationale Diskussion über den
jüdisch-religiösen Anarchismus in Gang kommen.

Amnon Shapira: »Jewish Religious Anarchism«. University Ariel Press, Ariel 2015, 835 S., 120 NIS

Dienstag, 7. Juni 2016

Einordnung Rechtsextremismus in Dortmund - Drei Steine

Einordnung Rechtsextremismus in Dortmund - Drei Steine

FAU-Demo in Berlin – Spezialinfo

FAU-Demo in Berlin – Spezialinfo



FAU-Demo in Berlin

Anarchosyndikalistische
Gewerkschaft demonstriert  in der Hauptstadt gegen „Lohnraub“,
„Ausbeutung“, „Repression“ und „Union Busting“.

FAU-Demo in Berlin, 4.06.2016 / SpIn
FAU-Demo in Berlin, 4.06.2016 / SpIn
4.
Juni 2016 – Am Hackeschen Markt in Berlin stehen ein paar Polizisten.
Man weiß nicht genau ob sie wegen der laut feiernden Touris oder der
Demonstration der anarchosydikalistsichen Gewerkschaft, Freie
Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union (FAU), vor Ort sind. Die Demo besteht
lediglich aus rund 50 Personen, die sich nicht besonders bemerkbar
machen. Aber die Gewerkschaft selbst ist nicht allzu groß, sie zählt
etwa 600 Mitglieder. Die FAU ist ein Ableger der spanischen
Basisgewerkschaft CNT, die nach dem Tod Francos wiedergegründet wurde.
Zudem sieht sie sich in der Tradition der Freien Arbeiter-Union
Deutschlands (FAUD), die 1933 von den Nationalsozialisten aufgelöst
wurde. Dem
Anarchosyndikalismus entsprechend, ist die Gewerkschaft 
basisdemokratisch und föderalistisch aufgebaut. Die Organisation erfolgt
mittels eines Delegiertensystems. Die FAU zielt darauf die Lebens- und
Arbeitsbedingungen zu verbessern und ihr übergeordnetes Ziel ist eine
herrschaftsfreie Gesellschaft. Diese Ziele sollen laut eigener
Beschreibung nicht über das Parlament erreicht werden, sondern durch
Streiks, Boykotte und direkte Aktionen.

Was
mit „Lohnraub“, „Ausbeutung“ und „Repression“ gemeint ist, dürfte klar
sein. So sei es laut FAU z. B. in der Gastronomie kein Einzelfall, wenn
das Gehalt nicht ausgezahlt würde. Für solche und ähnliche gestaltete
Fälle, setzt sich die Gewerkschaft ein. Ihre Mitglieder sind zufrieden.
„Die FAU hat mir schon bei vielen Arbeitsmarktkämpfen geholfen.“, sagt
ein Mitarbeiter der Deutschen Post. Das Helfen wird aber laut FAU immer
schwieriger. Der Grund ist das sogenannte „Union Busting“. Was ist damit
bloß gemeint? Die FAU beanstandet, Repressionen durch die Regierung
ausgesetzt zu sein. Es wird ihr z. B. untersagt, gegen bestimmte
Restaurants zu klagen. Und kleine Leute, können es sich nicht leisten zu
klagen. Das sei den „Bossen“, laut der Gewerkschaft, bewusst. Die
„Bosse“ sind sowieso für die FAU das Böse schlechthin. Am besten fände
sie eine Welt ohne Chefs, in der Arbeiter ihre Betriebe selbst leiten.
Vereinzelt hat es solche Projekte bereits gegeben (unabhängig von der
FAU). Flächendeckend ließe sich das schwer umsetzen. Dem müsste ein ganz
neues Bewusstsein vorausgehen.

Sliderbild



Dienstag, 17. Mai 2016

FAU-IAA : Erklärung des FAU-Kongress 2016

FAU-IAA : Erklärung des FAU-Kongress 2016



Neuformierung des internationalen Anarchosyndikalismus

Erklärung des FAU-Kongress 2016

In vielen Ländern erstarken menschenfeindliche
Ideologien vor einem neoliberalen Hintergund. Um die verschärften
Angriffe des Kapitalismus abzuwehren, müssen wir gewerkschaftliche
Aktivitäten im internationalen Maßstab entfalten.



Unsere Internationale, die Internationale ArbeiterInnen-Assoziation
(IAA), ist schon seit geraumer Zeit nicht mehr in der Lage, die
Klassenkämpfe aktiv zu begleiten. Die internen Debatten drehen sich in
erster Linie um abstrakte ideologische Fragen, anstatt die
Klassenverhältnisse, in denen wir uns alltäglich bewegen, zu
analysieren. Es ist uns in den letzten Jahren leider nicht gelungen,
eine Neuausrichtung auf emanzipatorische Kämpfe zu realisieren.


Vor diesem Hintergrund begrüßt der Kongress der Freien
Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union 2016 die Initiative unserer
Schwestergewerkschaften CNT (Spanien) und USI (Italien), eine
Neuformierung der anarchosyndikalistischen Bewegung auf internationaler
Ebene in die Wege zu leiten. Diesen Prozess möchten wir aktiv
mitgestalten.



Wir streben eine Internationale an, in der pluralistische Debatten in
einer solidarischen Atmosphäre geführt werden, eine Internationale in
der sich kollektive Lernprozesse entfalten können und die
länderübergreifend betriebliche Strukturen etabliert. Eine solche
Internationale kann eine praktische Perspektive auf eine Welt jenseits
des neoliberalen und rechtspopulistischen Wahnsinns eröffnen.



Sondershausen am 16. Mai 2016.

Montag, 4. April 2016

TERZ 04.16 : FAU wie Victory

TERZ 04.16 : FAU wie Victory



FAU wie Victory

Seit Sommer 2015 bietet die FAU Düsseldorf zusammen
mit der Grupo de Acción Sindical NRW eine kostenlose gewerkschaftliche
Erstberatung.
Die meisten spanischsprechenden Arbeiter*innen, die seitdem zu uns
gekommen sind, haben den Weg über das Oficina Precaria von Marea Granate
NRW genommen.



Die Probleme der Kolleg*innen sind bisher sehr ähnlich (wenn es auch
einige wirkliche Ausreißer gegeben hat, die wir von Anfang an an
Rechtsanwält*innen weiterleiten mussten). Fast immer geht es um
Unregelmäßigkeiten mit dem Lohn, Fragen zum Urlaub, zu Arbeitszeiten und
natürlich auch immer wieder um Kündigungen. Zwei Konflikte möchten wir
euch etwas näher vorstellen, da sie unserer Meinung nicht nur
exemplarisch sind, sondern auch über reine Abwehrkämpfe hinausgehen.



Da haben wir zum einen unsere Kollegin „Maria“. Sie hat eine
Berufsausbildung in Spanien gemacht (Tourismusbranche) und kam mit ihrem
Freund nach Düsseldorf. Im März 2015 fing sie einen Job als Putzfrau in
einem Hotel in der Düsseldorfer Altstadt (Wallstraße) an. Noch in der
vertraglich festgehaltenen Probezeit von sechs Monaten (was dem
gesetzlichen Maximum für Probezeiten entspricht!) wurde sie aufgrund
eines Arbeitsunfalls von den Bossen kurzerhand entlassen. Als sie zu uns
kam, hatte sie natürlich erst einmal eine ganze Reihe von Fragen, zum
Beispiel, ob es in Deutschland üblich ist, dass die Arbeiter*innen ihre
Arbeitsunfälle bei der Berufsgenossenschaft selbst melden müssen, dass
man weniger Lohn bekommt und viele andere Fragen.



Und natürlich die wichtigste Frage: Was tun?



Wir haben ihr dann die grundsätzliche rechtlichen Rahmenbedingungen
erklärt und ihr, nachdem sie sich dazu entschlossen hatte, auch geholfen
ihr rein juristisches Recht beim Arbeitsgericht einzuklagen. Dieser
Teil lief nach anfänglichen Schwierigkeiten sehr gut. Womit niemand von
uns gerechnet hatte: Das Gericht konnte die erste Einladung zum
Gütetermin nicht zustellen, da die beiden Bosse postalisch nicht über
das Hotel zu erreichen sind. Wie in Detektivfilmen der 1950er Jahre
gelang es „Maria“ die Privatadressen der beiden herauszubekommen und dem
Gericht mitzuteilen. Trotzdem haben es die Bosse nicht für nötig
befunden, zum Gütetermin zu erscheinen. Uns war es recht, bekam „Maria“
so doch ein sogenanntes Versäumnisurteil, und zwar direkt in Form eines
vollstreckbaren Titels. Das bedeutet, dass sie Ihre Forderungen durch
einen Gerichtsvollzieher bei den Bossen beschlagnahmen lassen kann. Am
Ende war damit aber die eigentliche Frage „Was tun?“ noch lange nicht
zur Gänze beantwortet. Also haben wir uns danach noch einmal getroffen
und gemeinsam überlegt, was wir als Arbeiter*innen und Syndikalist*innen
noch tun könnten. Das Ergebnis unseres gemeinsamen Nachdenkens war:



EINE DEMO FÜR UNSERE WÜRDE



Bei dieser Demo ging es nicht darum, vor einer juristischen
Entscheidung Druck auf die Bosse auszuüben. Juristisch war der Fisch
gegessen (auch wenn „Maria“ ihr Geld noch durch das Gericht bei den
Bossen pfänden lassen muss) – Nein es ging „Maria“ und uns einzig und
alleine darum, zu zeigen, dass wir als Arbeiter*innen uns die
Frechheiten der Bosse in Düsseldorf nicht länger widerspruchslos
gefallen lassen werden. Und, dass wir uns bei diesem Widerspruch weder
auf die Gerichte verlassen werden noch irgendwelche „konkreten Lösungen“
anstreben. „Marias“ Aufruf, sie bei der Behauptung ihrer Würde als
Arbeiterin zu unterstützen, kamen gut 20 Menschen nach. Neben
Mitgliedern der FAU Düsseldorf kamen vor allem Unterstützer*innen aus
den Reihen von Marea Granate NRW, GAS NRW und der FAU Duisburg (die uns
von Anfang an tatkräftig unterstützt hat). Am Samstag, den 5. März
versammelten wir uns direkt am Hotel. Knapp zwei Stunden riefen wir
zusammen Slogans in unseren verschiedenen Muttersprachen: Spanisch: No
hay pan - para tanto CHORIZO – Französisch: Qui sème la misère, récolte
la colère – Englisch: an injury to one is an injury to all



An dieser Stelle müssen wir uns auch bei den zahlreichen Menschen
bedanken, die uns spontan ihr Interesse und ihre Solidarität bekundet
haben. Ganz besonders müssen wir uns bei dem Bäcker bedanken, der es
sich nicht nehmen ließ, seine Pause dafür zu nutzen, um uns mit einem
neuen Slogan zu versorgen: „Helau! Helau! Hier arbeitet man für lau!“
Leider werden wir ihn sicher noch häufiger gebrauchen können. Direkt im
Anschluss gingen wir in ein Café auf der Wallstraße, wo wir von den dort
arbeitenden Kolleg*innen und von Gästen angesprochen wurden. Besonderes
Erstaunen erregte die Tatsache, dass wir „den ganzen Aufriss“ (was ganz
offensichtlich positiv gemeint war) für eine einzige Kollegin
veranstalteten. Die Aktion zeigte noch am gleichen Abend eine
unerwartete Wirkung: beide Hotelchefs meldeten sich reuig aus dem Urlaub
mit der Ansage, alles schnellstens richtigstellen zu wollen (Was sie
dann erwartungsgemäß natürlich nicht taten).



Zum anderen unsere Kollegin „Khadija“. Sie ist ausgebildete
Altenpflegerin. Ohne ausreichende Deutschkenntnisse bekommt sie in dem
Bereich aber keine Arbeit. Also hat auch sie erst mal angefangen zu
putzen. Als sie krank wurde, wurde sie entlassen. Allerdings war ihre
Probezeit schon vorbei, eine Kündigung also nicht einfach so möglich.
Auch sie entschloss sich, mit unserer Hilfe erst einmal zum
Arbeitsgericht zu gehen. Sie hat zum einen gegen ihre Entlassung geklagt
und zum anderen ausstehende Löhne eingeklagt. Beides war soweit
erfolgreich. Aber „Khadija“ wollte ebenfalls von Anfang an mehr als nur
ihr juristisches Recht.



UND JETZT KOMMT IHR INS SPIEL:



Achtet also bitte auf Ankündigungen, denn ab April werden wir je nach
Bedarf kurzfristig zu mindestens einer Kundgebung aufrufen.

Schaut auf:

unsere Homepage (http://fau-duesseldorf.org)

unseren Blog (http://vsechs.blogsport.eu)

oder folgt uns einfach auf Twitter (https://twitter.com/faudsseldorf)



„Khadija“und „Maria“ freuen sich über alle Unterstützer*innen, die
kommen. Denn eines ist klar: This is not the end – only the beginning.



F.T. und B.R. - beide Mitglieder der FAUD







FAUD stellt vor ... „Arbeit im kleinsten Zirkel“ und „Die Revolution ist Alltagssache“

Do., 14.04., „V6“, Volmerswerther Str. 6, 20h

Heute will die FAU gleich zwei Bücher vorstellen. Zum einen „Arbeit im
kleinsten Zirkel – Gewerkschaften im Widerstand gegen den
Nationalsozialismus“. Am Anfang der nationalsozialistischen Diktatur
stand die Zerschlagung der freien Gewerkschaften. Widerstand aus den
Reihen der gewerkschaftlich organisierten Arbeiterschaft regte sich
schon sehr früh und konnte sich trotz aller Verfolgung lange halten.
Manche Gruppen wurden bis 1945 nicht entdeckt. Gewerkschaftlicher
Widerstand war kein Massenphänomen, auch wenn sich einige Netzwerke im
Untergrund über große Teile Deutschlands ausdehnten und Hunderte von
Mitgliedern hatten. Willy Buschak würdigt den Mut, den Trotz und die
Hoffnung der Menschen aus allen gewerkschaftlichen Richtungen, die diese
„Arbeit im kleinsten Zirkel“ geleistet haben. Er spannt den Bogen vom
Widerstand gegen die aufkommende nationalsozialistische Bewegung vor
1933 bis hin zum 20. Juli 1944 und den letzten Tagen des II.
Weltkrieges. Diese Gesamtdarstellung des gewerkschaftlichen Widerstandes
wirft neues Licht auf viele Fragen und ist ein unverzichtbarer Baustein
für die Geschichte der Gewerkschaften wie auch die deutsche Geschichte
1933–1945. Zum anderen „Emile Pouget – Die Revolution ist Alltagssache“.
Sein Père Peinard ist vielleicht bis heute die witzigste,
einflussreichste, ungewöhnlichste aller anarchistischen Zeitschriften
geblieben – Émile Pouget (1860-1931), Publizist, Polemiker, Satiriker,
aber auch Gründervater des revolutionären Syndikalismus, Erfinder des
Wortes Sabotage, Initiator und Planer einer spektakulären Kampagne für
den Achtstundentag, Mitverfasser der „Charta von Amiens“… Der
vorliegende Band versammelt seine wichtigsten Schriften zum
Syndikalismus. Mehr Infos: http://vsechs.blogsport.eu/category/termin





Wieso? Weshalb? Warum? 1. Mai 2016

Fr., 15.04., „V6“, Volmerswerther Str. 6, 20h, Eintritt frei

Warum sollten wir am 1. Mai auf die Straße gehen? Für den DGB galt es
2015 die „Arbeit der Zukunft (zu) gestalten“ – was keinesfalls die
Aufgabe des sozialpartnerschaftlichen Kurses bedeutet. Dieses Jahr ist
„Zeit für gute Arbeit“ Die Nazis demonstrieren wie immer unter dem
Motto: „sozial geht nur national“, was nicht nur
sozialpartnerschaftlich, sondern auch rassistisch ist. Der
Bundesregierung verdanken wir ein Antistreikgesetz das verharmlosend
„Tarifeinheitsgesetz“ genannt wird (nur fünf Jahre nachdem die damilgen
Chefs vom DGB, Sommer, und BDA, Hundt, ein solches in trauter Einheit
gefordert hatten). An diesem Abend wollen wir mit euch gemeinsam darüber
reden „Wieso? Weshalb? Warum?“ es vielleicht doch Sinn machen kann sich
am ersten Mai zu beteiligen, was der erste Mai vielleicht mit einer
„autonomen“ Arbeiter*innenbewegung und/oder starken Basisgewerkschaften
und einer Perspektivefür eine „andere Zukunft“ zu tun haben kann. Mehr
Infos: http://vsechs.blogsport.eu/category/termin




Freitag, 4. März 2016

„Kundgebung für unsere Würde“ - v6

„Kundgebung für unsere Würde“ - v6



Was: Kundgebung am Hotel „La Residenza Altstadt Aparthotel“

Am: Samstag, 05. März 2016

Treffen: 10:00 Uhr

Beginn: 10:15 Uhr

Ende: 11:00 Uhr

Treffpunkt: Starbucks, Wallstr. 12, Düsseldorf-Altstadt


Hintergrund:

Letztes Jahr wurde eine unserer Kolleg*innen noch während der Probezeit
von den Bossen des Hotel „La Residenza Altstadt Aparthotel“ entlassen.
Anlass war ganz offensichtlich ein Arbeitsunfall, der dazu führte das
sie mehrere Tage nicht arbeiten konnte. Aber damit nicht genug – die
Bosse zahlten ihr auch nicht korrekt ihren Lohn.

Mit Hilfe der FAUD und der GAS-NRW ging sie zum Arbeitsgericht um ihr
juristisches Recht (korrekte Bezahlung, qualifiziertes Arbeitszeugis)
durch zu setzen. Gegen die Kündigung konnte juristisch nichts gemacht
werden, da die Bosse in Deutschland während der Probezeit die
Arbeiter*innen jederzeit und ohne Begründung entlassen können.


Die Kundgebung:

Für uns ist es wichtig, den Bossen des Hotels und den Arbeiter*innen in
Düsseldorf zu zeigen das es für uns mehr als das juristische Recht gibt –
es gibt eine Würde, die wir als Arbeiter*innen haben und die wir
verteidigen wollen!

Darum treffen wir uns zu dieser Kundgebung – es ist vielleicht die erste
Kundgebung dieser Art in Düsseldorf, aber es wird nicht die letzte
bleiben. Denn ein Angriff auf eine von uns ist immer ein Angriff auf uns
alle. Unsere Würde kann nicht durch Gesetze geschütz werden, sondern
nur durch uns selbst.


Nach der Kundgebung…

… werden wir uns noch in unserem Lokal, dem V6 treffen. Bei Kaffee und
Snacks wollen wir uns noch über die Kundgebung austauschen, neuen
Aktionen besprechen oder einfach nur neue Menschen kennen lernen!

Ort: FAU-Lokal „V6“, Volmerswerther Straße 6, 40221 Düsseldorf

Mittwoch, 24. Februar 2016

Centro Social Libertario en Cuba by Isbel Díaz Torres - GoFundMe

Centro Social Libertario en Cuba by Isbel Díaz Torres - GoFundMe



Nach vielen Jahren öffnen sich die Grenzen und mit den Veränderungen
in Kuba ergeben sich neue Möglichkeiten und Gefahren für die kubanische
Gesellschaft. Es ist daher unabdinglich, die Arbeit derer zu stärken,
die von Kuba aus einen kritischen, antikapitalistischen und
antiautoritären Blick auf ein System haben, dessen Auswirkungen sich
jeden Tag mit zunehmender Deutlichkeit im nationalen Geschehen zeigen.


Nach mehr als einem Jahrzehnt der sozialen und politischen
Aktivitäten im Observatorio Crítico Cubano und fünf Jahren als Teil der
anarchistischen Gruppe Taller Libertario Alfredo Lopez (TLAL)
haben wir erkannt, dass eines der Hauptprobleme für unsere Arbeit und
die Ausweitung unserer sozialen Kämpfe das Fehlen eines festen Ortes
ist, von dem aus wir unsere Community entwickeln und unsere Identität
stärker und nachhaltiger ausprägen können.


Wer sind wir?


TLAL ist ein dezidiert anarchistisches
Kollektiv mit einer konstanten, jahrelangen Aktivität. Dabei waren wir
bestrebt, unsere Ansätze zu radikalisieren und gleichzeitig tief in der
kubanischen Gesellschaft und ihren Communities verwurzelt zu bleiben. In
kurzer Zeit ist es uns gelungen, das Libertäre Frühlingstreffen in
Havanna (Jornadas Primavera Libertaria) als jährliches Ereignis zu
etablieren, bei dem wir versuchen anarchistische oder libertäre Aktionen
und Diskussionen zusammenzuführen. Darüber hinaus sind wir
Herausgeber*innen einer bescheidenen gedruckten erscheinenden
Zeitschrift „Tierra Nueva!“, mit der wir – nicht ohne Schwierigkeiten –
versuchen, unsere kritischen Sichtweisen der normalen Bevölkerung
näherzubringen, die kein Internet hat und den Großteil der kubanischen
Gesellschaft ausmacht. Außerdem sind wie bestrebt, die freiheitlichen,
anarch@-syndikalistischen und ökologischen Ideale voranzubringen, die in
der Geschichte dieses Landes bereits vor dem Sieg der Revolution 1959
präsent waren und deren Auswirkungen noch heute aus kleinen versteckten
Ritzen des aktuellen kubanischen Systems dringen.


Eines der größten Projekte, die wir derzeit vorantreiben, ist die im
März 2015 gemeinsam mit anderen Genoss*innen der Region gegründete
Anarchistischen Föderation in Mittelamerika und der Karibik (F.A.C.C.),
ein Netzwerk, das noch sehr viel Potential verspricht.


Um das Tempo der Projekte und Aktionen beizubehalten, benötigen wir
einen physischen Raum – um zusammenkommen und uns in praktischer
Solidarität zu üben, um die Ideen des Kooperativismus, der
Horizontalität, der Selbstorganisation und der Autonomie zu erproben.


Was suchen wir?


Angesichts der praktischen Unmöglichkeit, in Kuba einen Raum
anzumieten, ist unser Vorschlag der Kauf einer Immobilie, in Form eines
Hauses oder einer Wohnung, um dort unser Libertäres Soziales Zentrum und
Bibliothek gründen zu können. Der Ort soll nicht nur als ständiger Sitz
der anarchistischen Gruppe Taller Libertario Alfredo Lopez (TLAL)
für Treffen und andere Aktivitäten zur Verfügung stehen, sondern auch
eine libertäre Bibliothek beherbergen. Diese wird sich aus den jahrelang
angesammelten Materialen zusammensetzen: inlöndische und ausländische
Schenkungen sowie selbst erworbenes Material. Dazu gehören
unterschiedlichste digitale und Printformate: periodische oder einmalige
Erscheinungen, digital oder analog, CDs, DVDs, Filme, Audios usw.
Vorzug bekommen die Materialien, die sich direkt oder indirekt auf den
Anarchismus beziehen, jedoch werden auch jene Materialien, die sich aus
jedweder politischen Perspektive den sozialen Kämpfen in der Geschichte
widmen, ebenfalls präsent sein.


Andererseits werden auch die für ein soziales Zentrum typischen
Aktivitäten stattfinden; Vorträge, Events, Treffen, Küche für alle,
Präsentation von Texten, Partys, Filmbesprechungen, Austausch mit
ausländischen oder inländischen Besucher*innen aus anderen Provinzen,
Konzerte, Lesungen, Ausstellungen, Werkstätten und vieles mehr.


Wie viel benötigen wir?


Für den Kauf benötigen wir 12.000 Euro. Bei unseren letzten Reisen
nach Frankreich und Spanien kamen dank der Solidarität unserer
Genoss*innen mehr als 1.000 Euro zusammen. Darum bitten wir euch bei
diesem Crowdfunding-Projekt um einen Gesamtbetrag von 11.000 Euro.


Warum fragen wir?


Weil wir keine Fördergelder von Staaten, Regierungen oder NGOs
bekommen. Das möchten wir auch gar nicht, um unsere völlige
Unabhängigkeit zu sichern und uns nicht irgendwelchen politischen
Programmen unterordnen zu müssen. Manchmal bekommen wir Spenden von
Gruppen oder Einzelpersonen, die unsere Prinzipien selbstlos und ohne
Vorbedingungen unterstützen. Unsere Praxis erzeugt auch keinerlei
Profit, eher im Gegenteil. Es sollte auch klar sein, dass mit dem
Durchschnittsverdienst in Kuba (20 $ im Monat) nicht die hohen Kosten
einer Unterkunft gedeckt werden können. Zumindest nicht mit ehrlicher
Arbeit, bei der niemand ausgebeutet wird.


Wer wird vom sozialen Zentrum und der Bibliothek profitieren?


Erstmal alle, die Mitglieder der TLAL sind
und unbezahlt in den Räumen arbeiten. Das schließt auch die Leute ein,
die dort tatsächlich leben werden und das Gebäude betreuen. Jenseits von
TLAL wird es die uns umgebende Community
sein, da wir vorhaben, Bindungen mit der Nachbarschaft einzugehen und
unseren Raum zur Verfügung zu stellen. Für uns würde ein solches Projekt
keinen Sinn ergeben, wenn es losgelöst wäre von den Nöten und Personen,
die es umgeben.


Die Projekte des Observatorio Crítico, in dem wir weiter aktiv
bleiben werden, sollen ebenfalls die Büros nutzen können, um auf diese
Weise ihre Aktivitäten weiter ausbauen zu können. Darüber hinaus werden
kubanische und internationale Studierende und Forscher*innen in der
Bibliothek einzigartige und kostbare Informationsquellen finden.


Und selbstverständlich werden auch alle libertären und
antikapitalistischen Besucher*innen im sozialen Zentrum aufgenommen
werden, ebenso wie andere Personen, die unserer Solidarität bedürfen.


Was bekommen die Spender*innen zurück?


Wir haben nicht viel Material, das wir im Gegenzug zurückgeben
können, nur unsere Dankbarkeit und gute Stimmung. Natürlich haben alle
Spender*innen Platz in unserem Zentrum in Kuba und Zugriff auf alle
Annehmlichkeiten desselben.


Darüber hinaus würden wir, wenn ihr einverstanden seid, eure
E-Mail-Adressen in unseren Mail-Verteiler aufnehmen, damit ihr
regelmäßig die kubanische libertäre Zeitung „Tierra Nueva!“ erhaltet.


Für diejenigen, die ihre Namen veröffentlicht sehen wollen, haben wir
eine Unterstützerliste auf unserer Webseite, wo diejenigen aufgeführt
sind, die uns geholfen haben, unser Projekt zu realisieren. Alle, die
beigetragen haben, werden wir einen ausführlichen Bericht zukommen
lassen, wo wir beschreiben, in welcher Weise die Gelder genutzt wurden.


Eure Mithilfe ist entscheidend, wenn wir antikapitalistische und libertäre Ideen in Kuba und der Karibik voranbringen wollen!