Montag, 4. April 2016

TERZ 04.16 : FAU wie Victory

TERZ 04.16 : FAU wie Victory



FAU wie Victory

Seit Sommer 2015 bietet die FAU Düsseldorf zusammen
mit der Grupo de Acción Sindical NRW eine kostenlose gewerkschaftliche
Erstberatung.
Die meisten spanischsprechenden Arbeiter*innen, die seitdem zu uns
gekommen sind, haben den Weg über das Oficina Precaria von Marea Granate
NRW genommen.



Die Probleme der Kolleg*innen sind bisher sehr ähnlich (wenn es auch
einige wirkliche Ausreißer gegeben hat, die wir von Anfang an an
Rechtsanwält*innen weiterleiten mussten). Fast immer geht es um
Unregelmäßigkeiten mit dem Lohn, Fragen zum Urlaub, zu Arbeitszeiten und
natürlich auch immer wieder um Kündigungen. Zwei Konflikte möchten wir
euch etwas näher vorstellen, da sie unserer Meinung nicht nur
exemplarisch sind, sondern auch über reine Abwehrkämpfe hinausgehen.



Da haben wir zum einen unsere Kollegin „Maria“. Sie hat eine
Berufsausbildung in Spanien gemacht (Tourismusbranche) und kam mit ihrem
Freund nach Düsseldorf. Im März 2015 fing sie einen Job als Putzfrau in
einem Hotel in der Düsseldorfer Altstadt (Wallstraße) an. Noch in der
vertraglich festgehaltenen Probezeit von sechs Monaten (was dem
gesetzlichen Maximum für Probezeiten entspricht!) wurde sie aufgrund
eines Arbeitsunfalls von den Bossen kurzerhand entlassen. Als sie zu uns
kam, hatte sie natürlich erst einmal eine ganze Reihe von Fragen, zum
Beispiel, ob es in Deutschland üblich ist, dass die Arbeiter*innen ihre
Arbeitsunfälle bei der Berufsgenossenschaft selbst melden müssen, dass
man weniger Lohn bekommt und viele andere Fragen.



Und natürlich die wichtigste Frage: Was tun?



Wir haben ihr dann die grundsätzliche rechtlichen Rahmenbedingungen
erklärt und ihr, nachdem sie sich dazu entschlossen hatte, auch geholfen
ihr rein juristisches Recht beim Arbeitsgericht einzuklagen. Dieser
Teil lief nach anfänglichen Schwierigkeiten sehr gut. Womit niemand von
uns gerechnet hatte: Das Gericht konnte die erste Einladung zum
Gütetermin nicht zustellen, da die beiden Bosse postalisch nicht über
das Hotel zu erreichen sind. Wie in Detektivfilmen der 1950er Jahre
gelang es „Maria“ die Privatadressen der beiden herauszubekommen und dem
Gericht mitzuteilen. Trotzdem haben es die Bosse nicht für nötig
befunden, zum Gütetermin zu erscheinen. Uns war es recht, bekam „Maria“
so doch ein sogenanntes Versäumnisurteil, und zwar direkt in Form eines
vollstreckbaren Titels. Das bedeutet, dass sie Ihre Forderungen durch
einen Gerichtsvollzieher bei den Bossen beschlagnahmen lassen kann. Am
Ende war damit aber die eigentliche Frage „Was tun?“ noch lange nicht
zur Gänze beantwortet. Also haben wir uns danach noch einmal getroffen
und gemeinsam überlegt, was wir als Arbeiter*innen und Syndikalist*innen
noch tun könnten. Das Ergebnis unseres gemeinsamen Nachdenkens war:



EINE DEMO FÜR UNSERE WÜRDE



Bei dieser Demo ging es nicht darum, vor einer juristischen
Entscheidung Druck auf die Bosse auszuüben. Juristisch war der Fisch
gegessen (auch wenn „Maria“ ihr Geld noch durch das Gericht bei den
Bossen pfänden lassen muss) – Nein es ging „Maria“ und uns einzig und
alleine darum, zu zeigen, dass wir als Arbeiter*innen uns die
Frechheiten der Bosse in Düsseldorf nicht länger widerspruchslos
gefallen lassen werden. Und, dass wir uns bei diesem Widerspruch weder
auf die Gerichte verlassen werden noch irgendwelche „konkreten Lösungen“
anstreben. „Marias“ Aufruf, sie bei der Behauptung ihrer Würde als
Arbeiterin zu unterstützen, kamen gut 20 Menschen nach. Neben
Mitgliedern der FAU Düsseldorf kamen vor allem Unterstützer*innen aus
den Reihen von Marea Granate NRW, GAS NRW und der FAU Duisburg (die uns
von Anfang an tatkräftig unterstützt hat). Am Samstag, den 5. März
versammelten wir uns direkt am Hotel. Knapp zwei Stunden riefen wir
zusammen Slogans in unseren verschiedenen Muttersprachen: Spanisch: No
hay pan - para tanto CHORIZO – Französisch: Qui sème la misère, récolte
la colère – Englisch: an injury to one is an injury to all



An dieser Stelle müssen wir uns auch bei den zahlreichen Menschen
bedanken, die uns spontan ihr Interesse und ihre Solidarität bekundet
haben. Ganz besonders müssen wir uns bei dem Bäcker bedanken, der es
sich nicht nehmen ließ, seine Pause dafür zu nutzen, um uns mit einem
neuen Slogan zu versorgen: „Helau! Helau! Hier arbeitet man für lau!“
Leider werden wir ihn sicher noch häufiger gebrauchen können. Direkt im
Anschluss gingen wir in ein Café auf der Wallstraße, wo wir von den dort
arbeitenden Kolleg*innen und von Gästen angesprochen wurden. Besonderes
Erstaunen erregte die Tatsache, dass wir „den ganzen Aufriss“ (was ganz
offensichtlich positiv gemeint war) für eine einzige Kollegin
veranstalteten. Die Aktion zeigte noch am gleichen Abend eine
unerwartete Wirkung: beide Hotelchefs meldeten sich reuig aus dem Urlaub
mit der Ansage, alles schnellstens richtigstellen zu wollen (Was sie
dann erwartungsgemäß natürlich nicht taten).



Zum anderen unsere Kollegin „Khadija“. Sie ist ausgebildete
Altenpflegerin. Ohne ausreichende Deutschkenntnisse bekommt sie in dem
Bereich aber keine Arbeit. Also hat auch sie erst mal angefangen zu
putzen. Als sie krank wurde, wurde sie entlassen. Allerdings war ihre
Probezeit schon vorbei, eine Kündigung also nicht einfach so möglich.
Auch sie entschloss sich, mit unserer Hilfe erst einmal zum
Arbeitsgericht zu gehen. Sie hat zum einen gegen ihre Entlassung geklagt
und zum anderen ausstehende Löhne eingeklagt. Beides war soweit
erfolgreich. Aber „Khadija“ wollte ebenfalls von Anfang an mehr als nur
ihr juristisches Recht.



UND JETZT KOMMT IHR INS SPIEL:



Achtet also bitte auf Ankündigungen, denn ab April werden wir je nach
Bedarf kurzfristig zu mindestens einer Kundgebung aufrufen.

Schaut auf:

unsere Homepage (http://fau-duesseldorf.org)

unseren Blog (http://vsechs.blogsport.eu)

oder folgt uns einfach auf Twitter (https://twitter.com/faudsseldorf)



„Khadija“und „Maria“ freuen sich über alle Unterstützer*innen, die
kommen. Denn eines ist klar: This is not the end – only the beginning.



F.T. und B.R. - beide Mitglieder der FAUD







FAUD stellt vor ... „Arbeit im kleinsten Zirkel“ und „Die Revolution ist Alltagssache“

Do., 14.04., „V6“, Volmerswerther Str. 6, 20h

Heute will die FAU gleich zwei Bücher vorstellen. Zum einen „Arbeit im
kleinsten Zirkel – Gewerkschaften im Widerstand gegen den
Nationalsozialismus“. Am Anfang der nationalsozialistischen Diktatur
stand die Zerschlagung der freien Gewerkschaften. Widerstand aus den
Reihen der gewerkschaftlich organisierten Arbeiterschaft regte sich
schon sehr früh und konnte sich trotz aller Verfolgung lange halten.
Manche Gruppen wurden bis 1945 nicht entdeckt. Gewerkschaftlicher
Widerstand war kein Massenphänomen, auch wenn sich einige Netzwerke im
Untergrund über große Teile Deutschlands ausdehnten und Hunderte von
Mitgliedern hatten. Willy Buschak würdigt den Mut, den Trotz und die
Hoffnung der Menschen aus allen gewerkschaftlichen Richtungen, die diese
„Arbeit im kleinsten Zirkel“ geleistet haben. Er spannt den Bogen vom
Widerstand gegen die aufkommende nationalsozialistische Bewegung vor
1933 bis hin zum 20. Juli 1944 und den letzten Tagen des II.
Weltkrieges. Diese Gesamtdarstellung des gewerkschaftlichen Widerstandes
wirft neues Licht auf viele Fragen und ist ein unverzichtbarer Baustein
für die Geschichte der Gewerkschaften wie auch die deutsche Geschichte
1933–1945. Zum anderen „Emile Pouget – Die Revolution ist Alltagssache“.
Sein Père Peinard ist vielleicht bis heute die witzigste,
einflussreichste, ungewöhnlichste aller anarchistischen Zeitschriften
geblieben – Émile Pouget (1860-1931), Publizist, Polemiker, Satiriker,
aber auch Gründervater des revolutionären Syndikalismus, Erfinder des
Wortes Sabotage, Initiator und Planer einer spektakulären Kampagne für
den Achtstundentag, Mitverfasser der „Charta von Amiens“… Der
vorliegende Band versammelt seine wichtigsten Schriften zum
Syndikalismus. Mehr Infos: http://vsechs.blogsport.eu/category/termin





Wieso? Weshalb? Warum? 1. Mai 2016

Fr., 15.04., „V6“, Volmerswerther Str. 6, 20h, Eintritt frei

Warum sollten wir am 1. Mai auf die Straße gehen? Für den DGB galt es
2015 die „Arbeit der Zukunft (zu) gestalten“ – was keinesfalls die
Aufgabe des sozialpartnerschaftlichen Kurses bedeutet. Dieses Jahr ist
„Zeit für gute Arbeit“ Die Nazis demonstrieren wie immer unter dem
Motto: „sozial geht nur national“, was nicht nur
sozialpartnerschaftlich, sondern auch rassistisch ist. Der
Bundesregierung verdanken wir ein Antistreikgesetz das verharmlosend
„Tarifeinheitsgesetz“ genannt wird (nur fünf Jahre nachdem die damilgen
Chefs vom DGB, Sommer, und BDA, Hundt, ein solches in trauter Einheit
gefordert hatten). An diesem Abend wollen wir mit euch gemeinsam darüber
reden „Wieso? Weshalb? Warum?“ es vielleicht doch Sinn machen kann sich
am ersten Mai zu beteiligen, was der erste Mai vielleicht mit einer
„autonomen“ Arbeiter*innenbewegung und/oder starken Basisgewerkschaften
und einer Perspektivefür eine „andere Zukunft“ zu tun haben kann. Mehr
Infos: http://vsechs.blogsport.eu/category/termin