Montag, 28. März 2011

Aufruf für eine Kampagne zur Errichtung einer Kommune der Flüchtlinge

1.

Es bedarf nicht der großen Reden, weder über die verheerenden Zerstörungen und Tragödien, die das Erdbeben am 11.3. verursachte, noch über die kommende katastrophische Situation. Zu dieser Stunde sehen wir, eine Koalition von Selbsthilfe-Gruppen von Obdachlosen und Arbeitern aus der Unterklasse in Sanya (einer Nachbarschaft in Tokyo, die den betroffenen Gebieten im Norden am Nächsten liegt) die Situation als nicht hinnehmbar an. Wir werden eine Kampagne starten, um die Flüchtlinge zu unterstützen. Dieser Kampf besteht in drei Aufgaben:

A) Ein System der Unterstützung durch und für die Menschen zu schaffen

B) Die Flüchtlinge aus den betroffenen Gebieten zu unterstützen und zusammen für ihre/unsere Rechte und Autonomie zu kämpfen

C) Zukünftige Flüchtlinge zu unterstützen, die es unvermeidlich durch die Folgen dieses Unglücks geben wird, und zusammen für ihre/unsere Rechte und Autonomie zu kämpfen

2.

Zu (A):

Die Japanische Regierung entsendet massive Einheiten der Selbstverteidigungskräfte in die betroffenen Gebiete. Im Gegensatz zum staatlich geleiteten Projekt besteht unsere dringlichste Aufgabe darin, ein System der Unterstützung zu schaffen, so klein es auch sein mag, das durch und für die Menschen funktioniert. Um einen Anfang zu machen, sollten wir einmal pro Woche Personen und Güter in diese Gebiete schicken. Wir nennen sie Rettungstruppen des Volkes.

Zu (B):

Die Flüchtlinge aus den betroffenen Gebieten haben bereits begonnen, in den verschiedenen, im Großraum Tokyo errichteten Einrichtungen zu leben, die allerdings jede Einmischung ziviler Unterstützungs-Gruppen zurückweisen und von denen gesagt wird, dass die von der Verwaltung ausgegebenen Rationen bei weitem nicht ausreichen, die Bedürfnisse der Menschen zu decken. Von daher ist es unsere Aufgabe, zu verstehen, was sie brauchen und dafür zu sorgen, dass sie es bekommen. Weiter ist notwendig, ein Projekt zu beginnen, in dem die Menschen ihr Leben mittelfristig durch und für sich selbst einrichten können.

Zu (C):

Der Lehman-Schock verursachte 2008 eine neue Welle von Flüchtlingen, versinnbildlicht in den sogenannten aufgegebenen Dörfern. Die obdachlose Bevölkerung in Sanya stieg dramatisch an. Aber die jetzige Situation lässt sich einfach nicht vergleichen. Bereits jetzt grassieren endgültige und vorläufige Entlassungen. Diejenigen, die wie wir obdachlos sind, wurden auf verschiedeste Art gnadenlos von den Effekten des Erdbebens getroffen.

3.

Zur Zeit ist die Regierung dabei, mehr als zehntausend Soldaten der Selbstverteidigungskräfte zu mobilisieren, während sie zugleich ihre Planlosigkeit verbirgt und versucht, jede Kritik an ihr zurückzuhalten. Unterdessen orchestrieren die Medien eine massive, aber leere Kampagne “Rettet Japan”, die in ihrer Tendenz nicht weniger bedeutet als eine neue Form totaler Mobilmachung, wie sie die Menschen schon während des faschistischen Regimes erlebten. Wir sehen darin den totalen Zusammenbruch der Art und Weise, wie Staat und Gesellschaft vor dem 11.3. organisiert wurden.

4.

Während unseres Kampfes gegen Zwangsumsiedlung und in Praxen, wie etwa der Einrichtung von Volksküchen, haben wir in den vergangenen Jahren nach einer Methode gesucht, die den Keim einer Gesellschaft des Volkes bereits im Prozess des Kampfes in sich trägt. Diese Bemühungen stecken noch in den Kinderschuhen. Angesichts der unglücklichen Situation glauben wir, dass es heute mehr denn je notwendig ist, all unsere Kräfte auf dieses Ziel zu konzentrieren. Dies muss ein aus vollem Herzen kommendes Nein zur Wiederherstellung der alten Gesellschaft beinhalten, der Wiederherstellung einer auf Atomenergie aufbauenden Gesellschaft, und eine Bewegung, die auf die Schaffung einer Gesellschaft durch und für die Menschen gerichtet ist.

5.
Wir wissen, dass wir im Moment , was materielle Macht betrifft, weitaus schwächer dastehen als das Projekt des Staates. Wir könnten sie übertreffen, wenn und nur wenn es uns gelingt, die Macht der Vielen zu sammeln. Wir rufen all jene Individuen und Bewegungen zur Zusammenarbeit auf, die unsere Zielsetzungen teilen.

21. März 2011

Arbeiterwohlfahrts-Zentrum Sanya
Sanya Kampf-Komitee
Kampf-Komitee gegen Arbeitslosigkeit
http://jfissures.wordpress.com

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